In Deutschland sind Wissenschaftler zunehmend Gewalt und Anfeindungen ausgesetzt, insbesondere solche, die in kontroversen Bereichen wie dem Klimawandel oder Vaccinierung tätig sind. Jan Claas Behrends von der Viadrina in Frankfurt (Oder) erhielt einen Drohbrief, der eine Pistole abbildete und den Satz „Geht ins Ohr, bleibt im Kopf“ enthielt. Trotz der ernsten Drohung reagierte Behrends mit Ironie über soziale Medien, als er das Schreiben als „Fanpost“ bezeichnete. Laut Behrends, der zum Thema Diktatur und Demokratie forscht, ist dies ein neuer Tiefpunkt in der Aggression, die ihm als Kritiker des russischen Angriffskriegs in der Ukraine entgegenschlägt, wie rbb24 berichtete.
Wachsende Bedrohungen für die Wissenschaft
Die Hilfsorganisation Scicomm-Support, die 2023 gegründet wurde, hat seit ihrer Gründung über 2.300 Mal Hilfe in Fällen von Anfeindungen angefordert. Der Schwerpunkt der Bedrohungen liegt vor allem in Berlin und Nordrhein-Westfalen, wobei 63 Prozent der Fälle Frauen betreffen. Besondere Aufmerksamkeit gilt den präventiven Workshops, an denen sich fast 500 Wissenschafts-Kommunikatoren beteiligt haben. Julia Wandt von Scicomm-Support erklärte, dass Frauen häufig persönlichere Angriffe erfahren, die ihre Kompetenz in Frage stellen und auf ihr Aussehen abzielen. Dies wurde auch von Claudia Kemfert, einer Energieökonomin, bestätigt, die neben Morddrohungen auch sexistische Angriffe erlebte. Die Besorgnis über diese Tendenzen wird durch die zunehmende Sichtbarkeit von Verschwörungstheorien und extremen Meinungen unterstrichen, wie Wolfgang Schröder vom Wissenschaftszentrum Berlin feststellte.
Unterstützung für Betroffene
Scicomm-Support bietet nicht nur rechtliche und psychologische Unterstützung, sondern auch Schulungen für Wissenschaftler, um besser mit Bedrohungen umzugehen. Dabei wird klar, dass die Aggressionen nicht nur prominente Wissenschaftler betreffen, sondern sich über alle Disziplinen erstrecken, wie die Organisation berichtet. Das Ziel von Scicomm-Support ist es, den wissenschaftlichen Diskurs vor unobjektiver Kritik und Gewalttaten zu schützen und Wissenschaftler zu ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Engagement für eine gewaltfreie wissenschaftliche Kommunikation ist entscheidend, um das Klima der Angst zu durchbrechen, in dem sich viele Forscher heutzutage bewegen. Die Organisation hat sich als wichtiger Anlaufpunkt positioniert, um den betroffenen Wissenschaftlern zur Seite zu stehen, so dass sie trotz der Bedrohungen weiterhin ihre Stimme erheben können, wie Scicomm-Support berichtet.