Modenschau von Kilian Kerner: Trauer um die gestohlenen DDR-Kinder

Modenschau von Kilian Kerner: Trauer um die gestohlenen DDR-Kinder

Berlin, Deutschland - Designer Kilian Kerner steht im Mittelpunkt der Aufklärung über ein verdrängtes Kapitel der deutschen Geschichte: die Zwangsadoptionen in der DDR. Am 2. Juli 2025 wird Kerner während der Berlin Fashion Week seine neue Kollektion „DDR. Die gestohlenen Kinder.“ präsentieren, die auf die mit diesem Thema verbundenen Tragödien aufmerksam macht. rbb24 berichtet, dass Kerner, der seit 2008 regelmäßig auf der Fashion Week auftritt, bereits durch einen Doku-Vorschlag auf die Zwangsadoptionen aufmerksam wurde.

In der DDR wurden viele Eltern mit der falschen Mitteilung konfrontiert, ihre gesunden Kinder seien verstorben. In Wirklichkeit fanden aber Zwangsadoptionen statt. Kerner hat in der Vergangenheit eng mit der Interessengemeinschaft „gestohlene Kinder der DDR“ gearbeitet und möchte durch seine Arbeiten eine breitere Öffentlichkeit für die Missstände und das Leid der Betroffenen schaffen.

Thema der Kollektion

Die Modenschau wird im Rahmen von COLLECTIVEFOUR stattfinden, gemeinsam mit den Designern Danny Reinke und Marcel Ostertag. Der Veranstaltungsort wurde von der Uber Eats Music Hall in die größere Uber Arena verlegt. RCR Magazin ergänzt, dass die Kollektion von 80er-Jahre-Mode inspiriert ist und vor allem durch die Farbe Blau sowie Denim geprägt sein wird. Zwischen den 1950er und 1980er Jahren wurden schätzungsweise 10.000 Zwangsadoptionen vollzogen, während rund 15.000 Fälle falscher Todesmeldungen existieren.

Die Modenschau wird als bedrückend beschrieben. Kerner erwartet, dass einige Zuschauer Schwierigkeiten haben könnten, das Gezeigte emotional zu verarbeiten. Ein Introfilm wird den Abend einleiten, doch der Fokus liegt klar auf der Mode und dem Schmerz des Themas. Kerner hat klare politische Forderungen formuliert: die Einrichtung einer DNA-Datenbank sowie die Öffnung der Akten für betroffene Kinder und Eltern, um die Aufklärung voranzutreiben.

Die Realität der Zwangsadoptionen

Die Geschichte der Zwangsadoptionen in der DDR ist geprägt von Schmerz und Entbehrungen. Menschen wurden systematisch vom Staat kontrolliert, wobei oft mit drohendem Kindesentzug gearbeitet wurde. Deutschlandfunk Kultur vertieft das Thema und berichtet von Einzelschicksalen wie dem von Sabine Zapf, die 1960 in Leipzig geboren wurde und auf Pflegeeltern aufwuchs. Ihr leiblicher Hintergrund blieb ihr entfremdet, da Zwangsadoptionen auch Eltern betrafen, die als ungeeignet galten, obwohl sie keine tatsächlichen Probleme aufwiesen.

Aufgrund der restriktiven Gesetze der DDR war die Aufklärung vieler Fälle nach der Wende schwierig. Bis heute ist unklar, wie viele Kinder und Eltern von den Zwangsadoptionen betroffen waren. Einige Berichte beschreiben, dass Eltern oft unter Druck gesetzt wurden, ihre Zustimmung zur Adoption zu geben, oder dass die Leichenschaua von „verstorbenen“ Kindern nicht die gewünschten Überreste offenbarte. Diese Realität spiegelt die große tragische Dimension wider, die Kerner mit seiner Kollektion beleuchten möchte.

Mit seinen kreativen Arbeiten möchte Kilian Kerner nicht nur Mode präsentieren, sondern auch eine Plattform für betroffene Menschen schaffen. Durch die Schaffung von Bewusstsein hofft er, dass mehr Menschen die Möglichkeit erhalten, ihre verloren geglaubten Familienmitglieder zu finden und zu denkwürdigen Geschichtserinnerungen zurückzukehren.

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OrtBerlin, Deutschland
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