In einem aufsehenerregenden Prozess wurde die 36-jährige Beata D. am Freitag am Landgericht Berlin von den Vorwürfen des Kindesmissbrauchs freigesprochen. Die Mutter war beschuldigt worden, ihre vierjährige Tochter Anna im Jahr 2015 mehrfach an Bekannte zur Vergewaltigung vermittelt zu haben. Zudem sollte sie zugelassen haben, dass ein Unbekannter im Jahr 2017 im Wohnwagen während ihrer Anwesenheit die inzwischen sechsjährige Anna missbrauchte. Der vorsitzende Richter Wulf Burchards äußerte sich zu den „ungeheuerlichen Vorwürfen“ und betonte, dass selbst erfahrene Richter selten mit so extremer Anklage konfrontiert seien, wie rbb24 berichtet.
Die Ermittlungen zogen sich über mehrere Jahre hin. Erst als Anna zehn Jahre alt war, wurden die Vorwürfe ernsthaft untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Beweise, insbesondere die Vernehmungen des Kindes durch die Polizei, gravierende Mängel aufwiesen. Die Richter kamen zu dem Schluss, dass Anna möglicherweise unter einer sogenannten „Scheinerinnerung“ litt, was darauf hindeutet, dass ihre Erinnerungen an die Taten beeinflusst oder sogar suggeriert wurden. Die Anklage sah sich zudem schweren Mängeln und unprofessionellem Verhalten gegenüber, als es darum ging, die Vorwürfe an den Tatsachen zu überprüfen. Der eindringliche Wunsch ihrer Eltern, bei beiden leben zu können, hatte Anna stark belastet und könnte ebenfalls zu ihrer psychischen Verfassung beigetragen haben. Das Gericht erklärte, dass der von Annas Vater beauftragte Nebenklagevertreter überzogene Vorwürfe geäußert habe, die durch keinerlei Beweise gestützt seien. Dies wird besonders kritisch betrachtet, denn es könnte zu einer Retraumatisierung des Mädchens führen, so Religionen-entdecken.de.
Wahrer Schmerz in der Familie
Am Ende des Verfahrens erklärte Richter Burchards, dass aus diesem Härtefall ein „Scherbenhaufen“ resultiere. Anna habe eine zerrüttete Beziehung zu ihrer Mutter und nutze die Möglichkeit, ihre Mutter nach der Trennung nicht wiedersehen zu können. Beata D. zeigt sich am Ende des Verfahrens erleichtert über den Freispruch und hofft, ihre Tochter eines Tages wiederzusehen. Ihr Verteidiger André Rösler berichtet von ihrem gebrochenen Zustand und der Hoffnung, dass das Gericht in Bezug auf die Freisprechung der Mutter zur Wahrheit verholfen hat.