Einsamkeit bekämpfen: Reinickendorfs neue Strategien für alle Altersgruppen
Katharina Schulz, Einsamkeitsbeauftragte in Berlin-Reinickendorf, initiiert Maßnahmen gegen soziale Isolation.

Einsamkeit bekämpfen: Reinickendorfs neue Strategien für alle Altersgruppen
Die Einsamkeit ist ein wachsendes Problem in der Gesellschaft, das sowohl ältere als auch jüngere Menschen betrifft. Katharina Schulz, die Einsamkeitsbeauftragte des Bezirks Reinickendorf in Berlin, setzt sich seit ihrer Berufung durch Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbürken-Wegner vor fast einem Jahr aktiv gegen dieses Phänomen ein. In einem Interview betont Schulz, dass Einsamkeit ein subjektives Gefühl ist, das in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommt und sowohl psychische als auch physische Erkrankungen zur Folge haben kann. Ihre Aufgabe besteht darin, Strukturen und Maßnahmen gegen Einsamkeit zu schaffen und ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. In Reinickendorf leben rund 22.000 Menschen über 80 Jahre, und Initiativen wie Quasselbänke fördern soziale Interaktionen.
Für Schulz ist es entscheidend, das Stigma der Einsamkeit öffentlich zu adressieren und echte soziale Begegnungen zu ermöglichen. Sie arbeitet dabei eng mit verschiedenen Organisationen, Stadtteilzentren und Religionsgemeinschaften zusammen. Positive Rückmeldungen besonders von Senioren zeigen den Erfolg ihrer Angebote. Um gezielt auf die Bedürfnisse der Jugend einzugehen, plant Schulz zudem einen Einsamkeitsgipfel, der sich in diesem Jahr auf die jüngeren Generationen konzentriert. Anfragen aus anderen Bezirken belegen das Interesse an ihrem Ansatz.
Statistische Perspektiven auf Einsamkeit
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Bedeutung der Thematik. Laut dem Einsamkeitsbarometer 2024 ist die Einsamkeitsbelastung in Deutschland von etwa 8% im Jahr 2017 auf rund 28% in 2020 gestiegen, bevor sie 2021 auf etwa 11% fiel. Besonders betroffen sind Frauen, die während der Corona-Pandemie eine höhere Einsamkeitsbelastung erfuhren. Zu den Faktoren, die Einsamkeit begünstigen, zählen Armut, Care-Arbeit und Migration. Diese Daten stammen aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) und zeigen, dass sowohl ältere als auch jüngere Menschen stark von Einsamkeit betroffen sind, wobei insbesondere Personen über 75 Jahren und junge Erwachsene von 18 bis 29 Jahren hervorstechen. Bei älteren Menschen beträgt der Anteil einsamer Personen in Pflegeeinrichtungen etwa 35%.
Zusätzlich zeigt eine Studie, dass einsamkeitsbelastete Leute signifikant weniger Vertrauen in politische Institutionen haben. Die Gesellschaftliche Teilhabe, soziale Bindungen und Bildung wirken präventiv gegen Einsamkeit. Ein erfolgreiches Modellprojekt des Malteser Hilfsdienstes verbessert die Einsamkeitssituation an rund 110 Standorten, indem es älteren Menschen soziale Unterstützung bietet. Solche Initiativen sind notwendig, um die gesellschaftlichen Herausforderungen, die durch soziale Isolation entstehen, anzugehen.
Internationaler Kontext und Entwicklungen
Auf internationaler Ebene wurde im Juni 2023 ein Joint Statement zwischen Deutschland und Japan zur Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation unterzeichnet, das den Austausch von Erfahrungen und Strategien fördern soll. In dieser globalen Diskussion wird deutlich, dass das Phänomen Einsamkeit keine lokale Anomalie ist, sondern ein weltweites Problem darstellt, das die Gesellschaften vor Herausforderungen stellt. Ein Online-Symposium bot bereits einen ersten Einblick in deutsche und japanische Perspektiven.
Die gesamte Problematik wird nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch von sozialen Organisationen erkannt. Die Forschung zeigt, dass Einsamkeit eine Quelle für einige negative Gesundheitsauswirkungen ist und die Lebensqualität von Betroffenen erheblich einschränken kann. Daher sind umfassende Maßnahmen und gesellschaftliche Interventionen von eminenter Bedeutung.