CSD-Veranstaltungen unter Beschuss: Queerfeindliche Gewalt nimmt zu!

CSD-Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg stehen vor Herausforderungen durch rechte Gegenaktionen. Sicherheitskonzepte werden verstärkt.
CSD-Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg stehen vor Herausforderungen durch rechte Gegenaktionen. Sicherheitskonzepte werden verstärkt. (Symbolbild/MB)

CSD-Veranstaltungen unter Beschuss: Queerfeindliche Gewalt nimmt zu!

Berlin, Deutschland - Am Wochenende finden in mehreren Städten Berlins und Brandenburgs bedeutende Christopher Street Day (CSD) Veranstaltungen statt, darunter der Marzahn Pride, der CSD Eberswalde und die Fahrrad-Pride Potsdam. Gegenveranstaltungen von rechten Gruppen, die teils parallel zu diesen CSDs stattfinden, werfen jedoch einen Schatten auf die Feierlichkeiten. Gala T., die Organisatorin der Marzahn Pride, berichtet von queerfeindlichen Beleidigungen und Bedrohungen, die sie und ihr Team erfahren. Diese Situation wird noch angespannt durch eine Demonstration unter dem Titel „Gegen Identitätsverwirrung und genderpropaganda“, die zur gleichen Zeit und an der gleichen Route wie die Marzahn Pride angemeldet wurde. Die rechtsextreme Gruppe „Deutsche Jugend voran“ steht in Verbindung mit dieser Gegendemonstration. Ein Rädelsführer dieser Gruppe wurde erst im April zu über drei Jahren Haft verurteilt.

Die Polizei hat angekündigt, bis kurz vor Beginn der Veranstaltungen präsent zu sein. Marco Klingberg von der Brandenburger Polizei beschreibt die Situation als eine „neue Qualität rechter Gewalt“, bleibt jedoch optimistisch, da bisher keine Hinweise auf ähnliche Angriffe bei CSDs vorliegen. Teilnehmern wird geraten, in Gruppen zu reisen und queere Symbole diskret zu zeigen. Gleichzeitig gibt es verstärkte Vorkehrungen, besonders nach einem Angriff auf ein Vielfaltsfest in Bad Freienwalde, bei dem zwei Personen verletzt wurden. Auch in Eberswalde plant die AfD ein Sommerfest am Tag des CSD, was die Sicherheitslage weiter kompliziert.

Wachsende Bedrohungen und queerfeindliche Straftaten

Die Situation ist jedoch nicht nur lokal angespannt. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 1.765 queerfeindliche Straftaten registriert, was einem Anstieg von 18 % im Vergleich zu 2023 entspricht. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Straftaten gegen Trans- oder nicht-binäre Personen, die um 35 % zugenommen haben. Kai Bölle, Vorstandsmitglied des Vereins CSD Deutschland, äußert sich besorgt über die massive Zunahme von Online-Bedrohungen und die Mobilisierung junger Rechtsextremisten, die zu Gegenaktionen aufrufen.

In Brandenburg stiegen die queerfeindlichen Straftaten von 68 im Jahr 2023 auf 118 im Jahr 2024 – ein Anstieg von rund 74 %. In Berlin haben sich die Zahlen ebenfalls erhöht: Im Jahr 2024 wurden 738 Anfeindungen und Gewaltfälle gegen queere Menschen registriert, was einem Anstieg von etwa 8 % entspricht. Julia Sergon, Organisatorin der Fahrrad-Pride Potsdam, berichtet zusätzlich von immer häufigeren Pöbeleien und dem ersten tätlichen Angriff im Jahr 2023.

Gegenseitige Unterstützung und Sicherheitskonzepte

Um die Sicherheit bei den CSD-Veranstaltungen zu erhöhen, haben die Organisatoren ihre Sicherheitskonzepte verbessert und Ordnerinnen sowie Ordner geschult. Teilnehmende werden angehalten, bei Bedrohungen schnell die Ordner zu informieren. Ein Regenbogenschutzfonds, initiiert von Campact und der Amadeu Antonio Stiftung, soll den Veranstaltern finanzielle Unterstützung für Sicherheitsmaßnahmen bieten. Diese Unterstützung ist angesichts der bedrohlichen Stimmung und der Zunahme an queerfeindlichen Übergriffen besonders wichtig.

Sophie Koch, die Queerbeauftragte der Bundesregierung, äußert ihr Besorgtsein über die zunehmende Mobilisierung gegen CSD-Demonstrationen und fordert eine stärkere finanzielle Unterstützung für Präventionsprojekte. Zunehmende Bedrohungen wurden auch in anderen Städten wie Bautzen und Leipzig verzeichnet, wo das Klimat für queere Veranstaltungen immer mehr unter Druck gerät. In Wernigerode, wo eine größere Mobilisierung von Rechtsextremen befürchtet wurde, war die Veranstaltung jedoch weitestgehend ruhig.

Die kommenden CSD-Veranstaltungen in Berlin am 26. Juli und Leipzig am 28. Juni arbeiten intensiv an eigenen Sicherheitskonzepten, auch wenn derzeit keine konkreten Bedrohungen gemeldet wurden. Die Herausforderungen bleiben jedoch immens, und die Organisatoren setzen alles daran, die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten, während sie stark auf die Unterstützung von Polizei und Gesellschaft angewiesen sind.

Weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen bietet das rbb24 und der Tagesspiegel sowie die Berichterstattung von ZDF.

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OrtBerlin, Deutschland
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