Berlin trauert um Dr. Jenny de la Torre Castro: Ein Leben für Obdachlose

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Dr. Jenny de la Torre Castro, Ärztin und Menschenrechtsverteidigerin, verstorben. Ihr Engagement für Obdachlose bleibt unvergessen.

Dr. Jenny de la Torre Castro, Ärztin und Menschenrechtsverteidigerin, verstorben. Ihr Engagement für Obdachlose bleibt unvergessen.
Dr. Jenny de la Torre Castro, Ärztin und Menschenrechtsverteidigerin, verstorben. Ihr Engagement für Obdachlose bleibt unvergessen.

Berlin trauert um Dr. Jenny de la Torre Castro: Ein Leben für Obdachlose

Die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege in Berlin trauert um Dr. Jenny de la Torre Castro, eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die sich ihr Leben lang für soziale Gerechtigkeit und die medizinische Versorgung von obdachlosen Menschen eingesetzt hat. Sie verstarb am 12. Juni 2025 und hinterlässt ein bedeutendes Vermächtnis, das unzählige Menschen in Berlin berührt hat. Senatorin Dr. Ina Czyborra beschreibt sie als herausragende Persönlichkeit und Vorbild, dessen Wirken durch Empathie und Respekt geprägt war. Dies unterstreicht die große Lücke, die ihr Tod hinterlässt.

Dr. de la Torre Castro wurde 1954 in Nazca, Peru, geboren und wuchs in prekären Verhältnissen auf. Diese Erfahrung motivierte sie schon früh, Ärztin zu werden. Ihr Studium begann sie 1973 in Peru und setzte es später in der DDR fort, wo sie 1982 ihr Medizinstudium abschloss. An der Charité in Berlin absolvierte sie ihre Facharztausbildung zur Kinderchirurgin und promovierte 1990 mit summa cum laude. Im Jahr 1994 begann sie, obdachlose Menschen am Berliner Ostbahnhof zu behandeln und entwickelte seitdem umfassende Gesundheitsinitiativen. Ihr Engagement fand seinen Höhepunkt in der Gründung eines Gesundheitszentrums für Obdachlose in Berlin-Mitte, das medizinische, psychosoziale und juristische Hilfe bietet.

Ein Engagement für Obdachlose

Dr. de la Torre Castro kämpfte unermüdlich gegen bürokratische Hürden, die es obdachlosen Menschen schwer machten, Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten. Sie untersuchte täglich etwa 25 Patienten und stellte sicher, dass diese trotz der schwierigen Umstände die notwendige Hilfe erhielten. Ihre Gründung der „Jenny de la Torre Stiftung“ im Jahr 2002 war ein entscheidender Schritt in ihrem Bemühen, eine nachhaltige medizinische Unterstützung für diese Vulnerabilen Gruppen zu schaffen. Für ihre Leistungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und der Louise-Schröder-Medaille des Berliner Abgeordnetenhauses.

Die Dringlichkeit ihrer Arbeit wird durch die aktuelle Lage in Berlin unterstrichen: Die medizinische Versorgung von Obdachlosen und Menschen ohne Krankenversicherung wird zunehmend schwieriger. Laut dem zweiten Gesundheitsbericht des Runden Tischs zur medizinischen Versorgung obdachloser Menschen ist die Zahl der Obdachlosen in Berlin weiter gestiegen. Im Jahr 2023 wurden knapp 10.000 Personen medizinisch versorgt, wovon 82 Prozent keine Krankenversicherung hatten. Insbesondere für nicht versicherte Menschen wird die medizinische Hilfe immer unzureichender, da die Praxen und Ambulanzen finanziell schwach ausgestattet sind.

Ein unvollendetes Erbe

Die Forderungen nach der Einrichtung von Gesundheitszentren speziell für obdachlose Menschen bestehen seit langem, jedoch bleibt die Umsetzung aus. Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra unterstützt prinzipiell die Forderungen, darauf hinweisend, dass erst im übernächsten Doppelhaushalt (ab 2028) Geld für solche Projekte zur Verfügung stehen wird. Diese Verzögerung stellt eine große Herausforderung für die betroffenen Menschen dar und zeigt, wie wichtig das Engagement von Persönlichkeiten wie Dr. Jenny de la Torre Castro bleibt, um auf die Missstände aufmerksam zu machen und für Veränderungen zu kämpfen.

Die Senatsverwaltung spricht den Angehörigen und Mitarbeitenden der Jenny-de-la-Torre-Stiftung ihr tiefstes Mitgefühl aus. Das Erbe von Dr. de la Torre Castro wird durch die anhaltenden Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung für Obdachlose und die daraus resultierenden Maßnahmen in Berlin weiterhin lebendig gehalten. Ihr unermüdliches Streben nach sozialer Gerechtigkeit endet nicht mit ihrem Tod – es bleibt eine wichtige Erinnerung und ein Ansporn für alle, die sich ebenfalls für eine bessere Lebenssituation der Schwächeren in unserer Gesellschaft einsetzen.