Abschied von Carl Hegemann: Ein letztes Fest an der Volksbühne

Abschied von Carl Hegemann: Ein letztes Fest an der Volksbühne

Berlin, Deutschland - Am 1. Juli 2025 fand an der Volksbühne in Berlin ein Abschiedsfest zu Ehren des langjährigen Dramaturgen Carl Hegemann statt, der am 9. Mai 2023 im Alter von 76 Jahren verstorben war. Hegemann prägte das Theater an der Volksbühne von den 1990er Jahren bis zu seinem Rücktritt 2017 erheblich. Das Fest, das am 22. Juni 2025 ausgerichtet wurde, bot eine Mischung aus Musik, Lesungen und persönlichen Erinnerungen an einen der bedeutendsten Theatermacher dieser Zeit. rbb24 berichtet, dass die Veranstaltung unter anderem kostenlose Eiscreme beinhaltete und Schauspielerin Katrin Angerer aus einem manifesten Text von Hegemann las, welches die Sehnsucht nach totalitärer Ordnung thematisierte.

Hegemann war für seine philosophischen Einsichten bekannt und stellte grundsätzliche Fragen zu den Normen des Theaters, indem er die Notwendigkeit von Fehlern im künstlerischen Prozess betonte. Seine Fähigkeit, komplexe Themen mit Popkultur zu verweben, machte ihn zudem zu einer markanten Figur im deutschen Theater. Während der Feierlichkeiten traten prominente Künstler wie Igor Levit und Alexander Scheer auf, und ein Oldie-Chor der Union Berlin würdigte Hegemanns Liebe zum Fußball. Hegemanns Zitate, wie „Rettet die Marktwirtschaft, schmeißt das Geld weg!“ und „Das Theater fragt nicht nach dem Tod oder der Unsterblichkeit. Es fragt nach dem Leben.“ berührten die Anwesenden und spiegelten seine tiefe Charakteristik wider.

Ein Wendepunkt an der Volksbühne

Die Veranstaltung fand vor dem Hintergrund eines umfassenden Wandels an der Volksbühne statt, die sich unter der Intendanz von Frank Castorf über 25 Jahre hinweg entwickelt hatte. Castorfs Ansatz war als radikal und innovativ bekannt und gipfelte in einer siebenstündigen „Faust“-Inszenierung, gefolgt von Dostojewskis „Ein schwaches Herz“. Mit dem Wechsel zu Chris Dercon, der internationale Events ohne ein festes Ensemble plant, stellt sich die Frage nach der künstlerischen Identität des Theaters in der Zukunft. kreiszeitung weist darauf hin, dass Hegemann vor seinen Bedenken über Dercons Vision warnte, die grundlegenden Konflikte, die das Theater ausmachten, zu ignorieren.

Hegemann, der kürzlich ein Gastspiel mit Castorfs Ensemble in Avignon abgeschlossen hatte, betonte die Notwendigkeit eines erfahrenen und selbstständigen Teams für komplexe Produktionen. Er war überzeugt, dass Castorfs Theaterarbeit sich auf einem kreativen Höhepunkt befand und dass der Fokus auf Harmonie und Konsens nicht im Geiste des Theaters lag. Der Abschied als Teil der Übergangszeit beleuchtet die vielschichtigen Herausforderungen, mit denen die Volksbühne und das Theater an sich konfrontiert sind.

Die Evolution des Theaters

Das Theater hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht, wo es eine zentrale Rolle in der Gesellschaft spielte und Themen wie soziale und politische Missstände behandelte. Griechische Tragödien und Komödien, die im Theater von Dionysos in Athen zur Aufführung kamen, prägten den Theaterbetrieb über Jahrhunderte hinweg. Über die Jahrhunderte erlebte das Theater viele Veränderungen, von der Zensur im Mittelalter bis hin zur Wiederbelebung während der Renaissance durch Persönlichkeiten wie William Shakespeare. nadr beschreibt, wie das 20. Jahrhundert durch die Avantgarde und die späteren Einflüsse digitaler Technologien neue Ausdrucksformen und immersive Erlebnisse ermöglichte.

Die Herausforderungen und Chancen des modernen Theaters sind vielfältig, einschließlich der Beibehaltung des traditionellen Live-Erlebnisses in einer zunehmend digitalen Welt. Hegemanns Vermächtnis und die aktuellen Veränderungen an der Volksbühne verleihen der Diskussion über die Zukunft des Theaters eine wichtige Dimension, während Künstler und Publikum weiterhin auf der Suche nach bedeutungsvollen kulturellen Erlebnissen sind.

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OrtBerlin, Deutschland
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