Berlin Aktuell

Unfreundliches Berlin: Wer ist schuld daran? Eine Spurensuche in der humoristischen Kolumne ‚Finde den Fehler‘

Berlin unfreundlich? Ich ziehe hier echt bald weg – Schwäbisch Gmünd soll ganz schön sein

Berlin wird immer unfreundlicher, aber wer ist schuld daran? Der neue Teil der humoristischen Kolumne „Finde den Fehler“ begibt sich auf Spurensuche.

Berlin gilt mittlerweile als eine der fünf unfreundlichsten Städte der Welt. Nirgends wird so wenig gelächelt, nirgends so viel gepöbelt, gerempelt und passiv-aggressiv ignoriert wie in der deutschen Hauptstadt. Doch wer sind die unhöflichen Menschen hinter solchen ausgedachten Statistiken?

Am Alexanderplatz steht Alfred D., ein Bettler aus Potsdam, und ist bedrückt. Es ist bereits Mittag, doch noch hat niemand etwas in seinen Hut geworfen – außer einer Bananenschale. Mit einem ehrlichen Schild vor sich, auf dem steht „Will saufen, brauch Kohle!“, beschwert er sich über die geizigen Menschen und die schlechte Laune. Komplimente werden abgewiesen und ihm wird gesagt, er solle verschwinden. Auch die Einheimischen sind nicht freundlicher als Touristen, meint er. Auf die Frage, ob sie unfreundlicher seien, antwortet er: „Alles eine Soße. In den Sack und draufhauen, triffste keinen Falschen!“

Auch Tanja Z., eine Wochenendtouristin aus Schwäbisch Gmünd, bestätigt die unfreundliche Atmosphäre. Bei ihr zu Hause würde man sich grüßen und Zeit für einen Schwatz haben. Hier wird sie jedoch nur angestarrt und stehen gelassen. Tanja ärgert sich auch über „ungewaschene Penner“, die ihr „unanständige Dinge“ nachrufen.

Ömer G., der einen Kaffeestand am Alexanderplatz betreibt, fühlt sich ebenfalls unwohl. Er findet, dass die Menschen immer rabiater werden und es kaum Trinkgeld gibt. Er berichtet von einem Vorfall, bei dem ihn eine Frau in einer Fremdsprache beleidigt hat. Als er sagte, er verstehe sie nicht, wurde er von ihr beleidigt und es wurde behauptet, dass die Ausländer viel freundlicher wären.

Leoni W. aus Bonn wohnt in Prenzlauer Berg und traut sich kaum noch raus. Beim Kauf eines Kaffees an einem Büdchen wurde sie gefragt, ob der Verkäufer Moslem und beschnitten sei. Als sie meinte, sie interessiere sich sehr für andere Kulturen, wurde sie stattdessen gefragt, ob sie beschnitten sei. Da sie auf die Vorhautbeschneidung und das Verbrechen der Genitalverstümmelung hinauswollte, erklärt sie unter Tränen, dass das doch etwas anderes sei. Die Ausländer in Berlin seien oft sehr unfreundlich, meint sie.

Ronny F., ein Kurierfahrer aus Marzahn, hat genug und fühlt sich vor allem auf Touren in Prenzlauer Berg unwohl. Eine Studentin gab ihm kürzlich betont freundlich zwei Euro Trinkgeld und sagte, sie hätte nur Glück, dass sie nicht seinen Job machen müsse. Sie würde jedoch ihre Privilegien verstehen. Ronny erklärt: „Früher waren die Leute noch unhöflich auf respektvolle Weise. Jetzt sind sie respektlos auf höfliche Weise. Zum Kotzen.“

Auch Shirin H. und Christiane F. vom Bahnhof Zoo fühlen sich von „Rüpeln“ umgeben, sobald sie ihre Senioren-Residenz verlassen. Der Bürgersteig sei mittlerweile gefährlich, vor allem die Kurierfahrer hätten absolut kein Pardon. Auch Christiane sehnt sich nach den alten Zeiten, als es noch ein Mindestmaß an Anstand gab. Wenn sie früher jemanden nach Heroin gefragt hätte, hätte sie noch einen Fick angeboten bekommen. Jetzt könne sie froh sein, wenn niemand die Polizei ruft. Sie plane, bald wegzuziehen, wohin genau, wisse sie jedoch noch nicht. Aber Schwäbisch Gmünd solle ganz schön sein.

Es ist offensichtlich, dass viele Menschen in Berlin die Unfreundlichkeit der Bewohner beklagen. Ob es tatsächlich die unfreundlichste Stadt der Welt ist, bleibt fraglich. Fakt ist jedoch, dass einige Bewohner und Touristen die Atmosphäre und den Umgangston als unhöflich empfinden. Es stellt sich die Frage, ob dies ein individuelles Empfinden ist oder ob tatsächlich eine generelle Unfreundlichkeit in der Stadt vorherrscht.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Situation in Zukunft ändert oder ob Berlin weiterhin als unfreundliche Stadt bekannt bleibt. Je nach Perspektive scheint es aber auch Städte zu geben, die als freundlicher empfunden werden. Zum Beispiel wird Schwäbisch Gmünd oft als angenehmer Ort mit freundlichen Menschen genannt. Ein Umzug dorthin könnte für einige Berliner eine Option sein.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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