Berlin Aktuell

Kosmo Kint: Der Berliner Priester des Groove und sein funky Album ‚Groove Religion‘

Kosmo Kint: Der Berliner Priester des Groove und sein funky Album "Groove Religion"

Kosmo Kint, einst New Yorker, nun Berliner, hat eine grandiose Sommerplatte für den Club der gebrochenen Herzen aufgenommen. Ein Treffen auf seiner Terrasse.

Wir treffen Kosmo Kint auf seiner Dachterrasse. Dem Kosmos ganz besonders nah? In jedem Fall dem Himmel über Friedrichshain. Die Sonne knallt auf seine Couch. Und es passt nur allzu gut zu diesen Summer-Vibes auf Komo Kints funky Debütplatte. "Groove Religion" heißt das Album. Wie gemacht als Sommer-Soundtrack für Berlin und für die Welt. Viele Hörer hat der gute Kosmo Kint (er weiß es aus der Streaming-Statistik) übrigens in Kalifornien.

Und wenn der Groove eine Religion ist, dann ist Kosmo Kint der junge Priester des Groove. "Wenn dich etwas plagt", sagt Kosmo Kint, "dann schüttle es beim Tanzen ab! Werde Teil der Groove-Religion!" Klingt nach einer sexy Sound-Sekte. Und fast zu sommerschön, um wahr zu sein. "Ich will niemandem zu nahe treten: Aber manchmal hilft es mehr zu tanzen, als sich in der Kirche in sich selbst zu vertiefen."

Ein spiritueller Typ ist Kosmo Kint in jedem Fall. Sein Tag startet um sieben Uhr früh ("ich bin ein Morgenmensch") mit Meditation: hundert tiefe Atemzüge durch die Nase. Am Wochenende geht Kosmo Kint tanzen: "Berghain ist so, als ob du jeden Tag die beste Party deines Lebens hättest. Ich kreiere dort kleine Abenteuer für mich selbst." Oha. Oszillierend zwischen Tiefenentspannung und Techno-Tanzerei. Dass das sowieso kein Gegensatz ist – auch das versteht man, wenn man Kosmo Kint und seinen Songs zuhört.

Großgeworden ist Kosmo Kint, so sagt er, quasi in der Kirche in den USA. Messdiener wollte er trotzdem nicht werden und auch keiner der Boys vom Gospel-Chor. Das hatte aber musikalische Gründe: Denn Demetrius (wie er noch hieß, bevor er Kosmo Kint wurde) lernte als Teenager schon Operngesang in New York. Wagner, robust! Man würde es kaum glauben, wenn man heute seine aktuellen Tracks hört – oder auch nur die, die schon vor Jahren in der Panorama Bar im Berghain aufgelegt wurden: "Stay For A While", "Speed Of Life" und "Keep Going", damals noch unter seinem "echten" Vornamen Demetrius.

Aber es wäre ein Missverständnis, einen Widerspruch zwischen Oper und Pop zu konstruieren. Denn Kosmo Kint sieht es ganz anders: "Die Grundlagen sind immer sehr wichtig", sagt er, der viel lächelt, dann doch mit großer Ernsthaftigkeit. Er scheint es so zu meinen. "Ich liebe klassische Musik", sagt er. Auch in Berlin geht er noch gerne in die Oper. Er schwärmt von Papageno und der Königin der Nacht. "Zauberflöte, Xerxes, Don Giovanni. Auch einem HipHop-Produzenten oder Breakdancer kann das helfen, erst mal Oper zu lernen. Aber mir fehlt da die Kreativität. Man kann natürlich variieren, aber keine echten Freestyle-Vocals bringen." Das geht dann eben doch besser im Pop. Doch wie kam Kosmo Kint von der Oper über Dark-Wave (dem er in einer Band frönte) hin zu Disco und Funk? "Die Stimme ist ein Muskel", sagt er. Wenn du deinen Bizeps trainierst, kannst du mit der Zeit mehr Kilos stemmen. So ist es auch mit der Musik. Man kann von der Klassik auch auf R&B aufbauen. Machen solltest du dann, was dir im Leben am meisten gibt."

Siehe auch  Mysteriöser Einbruch in Berliner Krypta: Neuer Roman von Alex Beer

Und das ist auch einer der Gründe, warum Demetrius zu Kosmo Kint wurde. Cosmic war schon in den USA sein Spitzname. Vor allem auf den Burning-Man-Festival in der Wüste von Nevada, wo er jedes Jahr hinfuhr, mit Federn in den Haaren. Aus Cosmic wurde Kosmo und dann Kosmo Kint, wie kosmisches Kind. Aber ohne d, weil die Englisch-Muttersprachler sonst kind wie nett sagen würden. Und Kosmo ist penibel, was die Sounds angeht, natürlich. Obwohl er auch ein Netter ist, im besten Sinne: fürsorglich. Und er kocht sehr gern für seine Freunde, wie er erzählt.

Woher speist sich der Sound von Kosmos Platte? 90er-R&B kann man raushören, sanfte Anklänge von HipHop und vor allem viel Funk, ganz besonders im Finale "Only Gets Better". Kosmo Kint selbst verweist auf seine groovigen Soul-Idole, von Stevie Wonder über Marvin Gaye und Michael Jackson bis Anderson Paak. Das ist viel dran. Sicher haben auch Elton John (in dessen Tour-Chor Kosmo Kint mal sang) und Alicia Keys (die auf derselben Schule war wie Kosmo Kint und öfter mit ihm sang) ihre Sound-Spuren hinterlassen. "Magic" wiederum (vielleicht der Song mit dem poppigsten Hit-Potenzial der Platte) klingt nach einer Mixtur aus Kylie Minogue und Bruno Mars.

"Groove Religion" von Kosmo Kint: Disco mit Achtsamkeit
Disco ist definitiv da – und dazu gibt es einen schönen Fun Fact: An der Platte mitgemischt hat von Los Angeles aus nämlich Greg Cerrone, ein guter Freund von Kosmo Kint und zugleich Sohn der französischen Disco-Legende Cerrone. Spätestens wenn man's weiß, kommt man gar nicht mehr umhin, Cerrone rauszuhören. Zum Beispiel in "Fake Love". "In dem Song komme ich langsam damit klar", sagt Kosmo Kint, "dass meine Ex nicht zurückkehrt. Ich bin dann in diesem Dating-Modus, wenn man merkt, dass Leute einen nicht daten, weil sie einen als Mensch schätzen; sondern nur für das, was man ihnen bieten kann."

Siehe auch  Problemmieter in Berlin: Dritter Polizeieinsatz innerhalb weniger Wochen

Das "Groove Religion"-Album erzählt auch die Story vom Ende einer Liebe bis hin zum Neuanfang. "Die Platte beginnt bei meinem gebrochenen Herzen. Dann ersteige ich den Gipfel des Grooves." Dort, wo die gebrochenen Herzen tanzen, bis sie wieder geheilt sind oder zumindest halbwegs. Wobei "Groove Religion" durchaus selbstkritische Wege wählt: "Statt zu beklagen, dass es mir nun so schlecht geht", sagt Kosmo Kint, "singe ich in meinen Songs auch: Ich hätte dieses oder jenes besser machen sollen. Ich hab mich zu sehr auf mich und zu wenig auf dich konzentriert. Ich war etwas selbstbezogen." Sowas hört man in Popsongs selten. Viele reden einfach schlecht vom Ex, wie Miley Cyrus im Smash-Hit "Flowers". Warum eigentlich? Kosmo Kint sieht es jedenfalls so: "Nach einer beendeten Beziehung sollte man sich auch damit auseinandersetzen, was man selbst falsch gemacht hat – um beim nächsten Mal besser zu sein. Ich denke, meine Ex-Freundin hat den Song gehört. Aber ich weiß nicht, ob sie weiß, dass er für sie ist." So viele Ex-Freundinnen? "Nein, nur eine!", schwört Kosmo Kint und lacht.

Nach Berlin kam Kosmo Kint 2015. Mit einem Oneway-Zugticket aus Nürnberg, wo er auch Familie hat. "Viele hatten mir erzählt, wie sehr Berlin für mich gemacht sei", sagt er und scheint auch nicht widersprechen zu wollen. Eigentlich wollte er nur zwei Wochen bleiben, ein paar Songs

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Adblock erkannt!

Adblocker speichern und verwenden Ihre personenbezogenen Daten und verkaufen diese u.U. an Dritte weiter. Schalten Sie in Ihrem und unserem Interesse den Adblocker aus. Keine Angst, wir verwenden keine Popups oder Umleitungen. Ein paar kleine, unauffällige Banner finanzieren uns einen Kaffee. Sonst gibt's hier keine Werbung.