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Ferienlager-Skandal: Wie sicher sind Kinder- und Jugendreisen? Neue Enthüllungen in ARD-Mediathek

Vollbild-Doku untersucht die Sicherheit von Ferienlagern für Kinder und Jugendliche

In vielen Ferienlagern werden Kinder und Jugendliche offenbar nicht ausreichend betreut und es kommt immer wieder zu Missbrauchsfällen. Das zeigt eine neue Recherche des SWR Investigativformats „Vollbild“. Die Doku „Albtraum Ferienlager? Wie gefährlich sind Kinder- und Jugendreisen?“ wirft einen Blick auf die Risiken und Mängel in diesem Bereich. Der Bericht ist ab sofort in der ARD Mediathek verfügbar.

Die Recherche dokumentiert Fälle von sexuellem Missbrauch, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie überforderten Betreuungspersonen in Ferienlagern. Ehemalige Teilnehmerinnen und ein ehemaliger Betreuer berichten von ihren Erfahrungen und stützen ihre Aussagen mit Bewertungen großer Anbieter auf Online-Plattformen.

Eine junge Frau berichtet in der Doku, wie sie als Kind im Ferienlager sexuell missbraucht wurde und keine Hilfe von anderen Betreuern erhielt. Die „Vollbild“-Recherche zeigt außerdem, dass viele kommerzielle Anbieter von Ferienlagern den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch vernachlässigen.

Eine besonders besorgniserregende Erkenntnis der Recherche ist, dass einer der größten kommerziellen Anbieter von Kinder- und Jugendreisen in Deutschland, Jugendtours Jugendreisen, einen schlechten Standard bei der Schulung seiner Betreuungspersonen aufweist. Weder ein Erste-Hilfe-Kurs noch ein erweitertes Führungszeugnis werden von den Betreuenden verlangt. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass verurteilte Sexualstraftäter als Betreuer mitfahren könnten, ohne dass der Anbieter davon Kenntnis hat.

Die „Vollbild“-Recherche zeigt auch, dass die Schulung der Betreuungspersonen in Ferienlagern unzureichend ist. Ein Reporter hat sich undercover beim Anbieter Jugendtours beworben und musste lediglich eine fünfstündige Online-Schulung absolvieren, um als Betreuer im Ferienlager arbeiten zu können. Experten kritisieren diese kurze Schulungsdauer und betonen, dass eine umfassendere Ausbildung notwendig ist, um die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten.

Die fehlende Aufsicht und Kontrolle von kommerziellen Anbietern von Kinder- und Jugendreisen wird von Experten stark bemängelt. Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe unterliegen einer Kontrolle, während kommerzielle Anbieter keine Sanktionen zu befürchten haben. Diese mangelnde Kontrolle könnte laut Experten zu einem „Täterparadies“ werden.

In Anbetracht dieser Ergebnisse fordern Experten eine stärkere Regulierung und Aufsicht für kommerzielle Anbieter von Kinder- und Jugendreisen. Das Bundesfamilienministerium sieht jedoch keinen Handlungsbedarf.

Die „Vollbild“-Doku „Albtraum Ferienlager? Wie gefährlich sind Kinder- und Jugendreisen?“ ist ab sofort in der ARD Mediathek abrufbar. Es ist zu hoffen, dass diese Recherche dazu beiträgt, das Bewusstsein für die Risiken und Schwachstellen in der Kinder- und Jugendreisebranche zu stärken und Maßnahmen zum Schutz der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ergreifen.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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