Umweltwirkungen von KI: Fokus auf Transparenz und Nachhaltigkeit
Berlin, 8. August 2024 – Seit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 ist Künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Doch wie steht es um die Klimabilanz von KI? Jens Gröger, Senior Researcher im Bereich Produkte & Stoffströme am Öko-Institut, betont in einem aktuellen Podcast, dass die Umweltauswirkungen von KI stärker in den Fokus gerückt werden sollten.
In Abgrenzung zum herkömmlichen Computing basiert KI auf großen Datenmengen und parallelen Rechenprozessen. Dadurch steigt auch der Energiebedarf, der sich aktuell bereits auf 1,5 Prozent des deutschen Strombedarfs beläuft. Zukünftig ist mit einer weiteren Steigerung zu rechnen, da immer mehr Anwendungen mit KI-Funktionen ausgestattet werden. Beispielsweise verbraucht eine Anfrage via ChatGPT dreimal so viel Strom wie eine herkömmliche Suchanfrage. Auch der Einsatz von KI in Büroanwendungen erhöht den Stromverbrauch deutlich. Die Umweltwirkungen von KI treten sowohl während des Trainings als auch im Betrieb der Systeme auf. Allein das Training von ChatGPT in Version 3 hat etwa 500 Tonnen CO2 verursacht, während eine einzelne Anfrage rund 4,5 Gramm CO2 ausstößt.
Trotz der potenziellen negativen Auswirkungen von KI auf die Umwelt, gibt es auch positive Effekte. KI kann technische Prozesse optimieren, zur Energie- und Ressourceneinsparung beitragen und die Kreislaufwirtschaft fördern. In der Energiewirtschaft kann KI beispielsweise bei der optimierten Nutzung von erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenenergie helfen. Dennoch sind viele Fragen hinsichtlich der Auswirkungen von KI noch offen und erfordern weitere Forschung und gesetzliche Regulierung.
Um die Umweltauswirkungen von KI zu messen, unterscheiden Wissenschaftler drei Ebenen: direkte Effekte, indirekte Effekte und systemische Effekte. Während die direkten Effekte relativ gut berechenbar sind, gestaltet sich die Quantifizierung der indirekten und systemischen Effekte schwieriger.
Jens Gröger plädiert für einen ökobilanziellen Ansatz zur Bewertung von KI: „Bei der Ökobilanz betrachten wir den gesamten Lebenszyklus eines Produkts – von der Rohstoffgewinnung über Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Diese Methodik ist auch auf digitale Anwendungen wie Software und KI übertragbar.“
Um den Energieverbrauch von digitalen Anwendungen zu reduzieren, sollte Transparenz im Vordergrund stehen. Gröger schlägt vor, dass mit jeder digitalen Dienstleistung umweltbezogene Produktinformationen bereitgestellt werden, beispielsweise in Form eines Datenpakets mit Angaben zum Energie- und Ressourcenverbrauch sowie den Treibhausgasemissionen. Dies würde es Nutzern und Unternehmen ermöglichen, ihren CO2-Fußabdruck und andere Umweltwirkungen nachzuverfolgen und entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Bilanz zu ergreifen.
Der Podcast „Wenden bitte!“ des Öko-Instituts richtet sich an alle mit politischem und ökologischem Interesse aus Politik, Wissenschaft, Medien, NGOs und der Öffentlichkeit. Ziel ist es, Nachhaltigkeitstransformationen zu diskutieren und tagesaktuelle Themen aufzugreifen.
Quelle: www.oeko.de/podcast
Kontakt:
Name | Jens Gröger |
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Position | Senior Researcher im Bereich Produkte & Stoffströme |
Institution | Öko-Institut e.V. |
Büro | Berlin |
Telefon: +49 30 405085-378
E-Mail: j.groeger@oeko.de