Besetzung am Stasi-Standort: Protest gegen Leerstand in Lichtenberg!

Am 31.05.2025 wurde ein leerstehendes Gebäude in Berlin-Lichtenberg besetzt; die Polizei sichert das Gebiet.
Am 31.05.2025 wurde ein leerstehendes Gebäude in Berlin-Lichtenberg besetzt; die Polizei sichert das Gebiet. (Symbolbild/Mein Berlin)

Ruschestraße, 10365 Berlin, Deutschland - Am Samstagnachmittag, dem 31. Mai 2025, wurde ein leerstehendes Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in Lichtenberg besetzt. Mehrere Personen haben sich in dem Gebäude niedergelassen, während vor der Immobilie in der Ruschestrasse eine Kundgebung gegen den Leerstand stattfand. Rund 40 Menschen nahmen an dieser Demonstration teil. Die Polizei hat Präsenz vor Ort gezeigt und wartet auf den Verantwortlichen der Immobilie, bevor sie Entscheidungen über mögliche Räumungsmaßnahmen trifft. Um die Situation zu überwachen, ist auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz. Der Komplex an der Ruschestraße/Ecke Frankfurter Allee umfasst mehrere leerstehende Gebäude, die an diesem Wochenende in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind, wie rbb24 berichtet.

Die Relevanz dieser Besetzung ist tief in der Geschichte der Stasi verwurzelt. Vor 30 Jahren, am 15. Januar 1990, erfolgte ein ähnlicher Aufstand, als tausende Menschen vor der Stasi-Zentrale demonstrierten und die Abschaffung des DDR-Geheimdienstes forderten. Der Aufruf der Bürgerrechtsbewegung „Neues Forum“ führte dazu, dass etwa 2.000 Demonstrierende in den Gebäudehof eindrangen, nachdem die Tore unerwartet geöffnet wurden. Entsetzt fanden sie im Versorgungstrakt West-Delikatessen vor, was die Wut weiter anheizte und tumultartige Szenen auslöste. Bereits Ende 1989 hatten Bürger in Erfurt und Leipzig Stasi-Niederlassungen besetzt, um die Vernichtung von Akten zu verhindern, während die Stasi in Berlin-Lichtenberg trotz Protesten ihre Arbeit fortsetzte. Die Geschichte dieses Ortes ist geprägt von Widerstand und der Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit, wie die Bundeszentrale für politische Bildung dokumentiert.

Die Stasi und ihre Schatten

Die Stasi, das Ministerium für Staatssicherheit der DDR, war für die umfassende Überwachung der Bevölkerung verantwortlich. Unter der Leitung von Erich Mielke, der von 1957 bis 1989 der längste Amtsinhaber war, wurde ein weitreichendes Überwachungssystem etabliert. Ende der 1980er Jahre zählten die Stasi bundesweit über 90.000 hauptamtliche und schätzungsweise 189.000 inoffizielle Mitarbeiter. Ihre Methoden beinhalteten nicht nur die Bespitzelung von Systemkritikern, sondern auch die Kontrolle von Post, das Abhören von Telefonen und den unerlaubten Zutritt zu Wohnungen. Ziel dieser Maßnahmen war die Einschüchterung von Kritikern und die Festigung des Regimes, wie Planet Wissen aufzeigt.

Die Besetzung des ehemaligen Stasi-Geländes und die Kundgebung gegen Leerstand spiegeln nicht nur ein fortwährendes Unbehagen gegenüber verwaisten gesellschaftlichen Räumen wider, sondern erinnern auch an die fortdauernde Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stasi und der dortigen Repression. Während die Polizei der Lage weiterhin gewahrt, wird die Erinnerung an vergangene Kämpfe um Freiheit und Transparenz lebendig gehalten.

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Ort Ruschestraße, 10365 Berlin, Deutschland
Quellen