Aufarbeitung des Missbrauchs in Bistümern Berlin, Görlitz und Dresden gescheitert

Die katholischen Bistümer in Berlin haben die Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs aufgelöst.
Die katholischen Bistümer in Berlin haben die Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs aufgelöst. (Symbolbild/Mein Berlin)

Berlin, Deutschland - Die Aufarbeitung sexueller Gewalt in den katholischen Diözesen Berlin, Görlitz und Dresden-Meißen ist in eine Krise geraten. Das Erzbistum Berlin hat angekündigt, die Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs (IKA) aufzulösen. Diese Entscheidung wurde am 3. Juni 2025 bekannt gegeben, nachdem die Amtszeit der verbliebenen Mitglieder zum 31. Mai 2025 endete. Die IKA hatte seit Mai 2023 tagt, mit dem Ziel, Fälle von sexuellem Missbrauch sowie den Umgang mit Tätern und Betroffenen zu untersuchen. Dennoch traten bereits bei der Erstellung des ersten Jahresberichts gravierende Unstimmigkeiten auf, was die Glaubwürdigkeit der Aufarbeitung infrage stellte.RBB24 berichtet.

Vertreter der Betroffenen äußerten bereits im Februar Bedenken über die Unabhängigkeit und Transparenz der IKA. In einem Minderheitenvotum wurde grundsätzliche Kritik geübt, die von den Bischöfen nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Diese begründeten die Auflösung der Kommission mit der Feststellung, dass eine weitere Zusammenarbeit unter den gegebenen Umständen nicht möglich sei. Trotz dieser Entscheidung bekräftigen die Bischöfe ihr Engagement für eine fortgesetzte Aufarbeitung und prüfen, wie dies konstruktiv umgesetzt werden kann.

Schwierige Rahmenbedingungen für die Aufarbeitung

Die Herausforderungen in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche sind nicht unerheblich. Betroffene und Zeitzeugen berichten von sexueller Gewalt sowie von Vertuschung und Schweigen sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche. Der Missbrauchsskandal, der 2010 aufgedeckt wurde, führte dazu, dass die Stimmen der Betroffenen in der katholischen Kirche erstmals Gehör fanden. Orte des Missbrauchs reichen von Gemeinden und Heimen bis hin zu Internaten und Schulen.Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat zahlreiche Faktoren identifiziert, die sexuellen Missbrauch begünstigen, wie zum Beispiel Machtstrukturen und die unzureichende Behandlung von Sexualität in Priesterseminaren.

Die Berichterstattung über Missbrauch wurde häufig durch das Beichtgeheimnis verhindert, welches ein großes Hindernis für die Aufarbeitung darstellt. In der evangelischen Kirche sind ähnliche Probleme festzustellen, wobei hier das Selbstbild der Kirche als offen und liberal viele Betroffene entmutigte, sich zu offenbaren.

Nachhaltige Lösungen angestrebt

Um dieser Thematik besser zu begegnen, hat die Arbeitsgruppe „Aufarbeitung Kirchen“ verbindliche Kriterien für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in beiden großen Kirchen in Deutschland erarbeitet. Diese Initiativen zielen darauf ab, eine unabhängige und transparente Aufarbeitung in der katholischen Kirche zu gewährleisten. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist die unterzeichnete „Gemeinsame Erklärung“ von Vertretern der evangelischen Kirche, die darauf abzielt, verbindliche Standards für die Aufarbeitung zu etablieren.Die Beauftragte für sexuellen Missbrauch hat zudem betont, dass regionale Aufarbeitungskommissionen in den kommenden Monaten ihre Arbeit aufnehmen sollen, um Betroffene aktiv in den Prozess einzubinden.

Mit der Gründung dieser Kommissionen soll den Betroffenen eine Stimme gegeben werden, um ihre Erfahrungen und Anliegen direkt einzubringen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen zu einer ehrlichen und umfassenden Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in den Kirchen führen.

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Ort Berlin, Deutschland
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