Rüdesheimer Weinbrunnen: Ein Stück Kiez-Tradition am Ende?

Der Rüdesheimer Weinbrunnen in Berlin hat seit 1967 Tradition. Neueste Auflagen schränken das Fest und die Besucherzahl ein.
Der Rüdesheimer Weinbrunnen in Berlin hat seit 1967 Tradition. Neueste Auflagen schränken das Fest und die Besucherzahl ein. (Symbolbild/MB)

Rüdesheimer Weinbrunnen: Ein Stück Kiez-Tradition am Ende?

Rüdesheimer Platz, 14199 Berlin, Deutschland - Am Rüdesheimer Platz in Charlottenburg-Wilmersdorf, einem Ort, der für seine ruhige, kleinstädtische Atmosphäre bekannt ist, wird in diesem Jahr das beliebte Festival „Rheingauer Weinbrunnen“ veranstaltet. Das Fest, das am 19. Mai begann und bereits seit 1967 Tradition hat, findet unter neuen und strengen Auflagen statt. Winzer aus dem Rheingau schenken Wein und Sekt aus und schaffen so eine Atmosphäre, die viele Berlinern anzieht.

Gleichzeitig zeigen sowohl Anwohner als auch Geschäftsinhaber Unverständnis für die neuen Bestimmungen, die der Bezirk eingeführt hat. Diese umfassen unter anderem das Verbot, den abgesperrten Bereich mit Glas oder Flasche zu verlassen, sowie eine generelle Schließung um 22 Uhr und einen Ruhetag am Sonntag. Letztes Jahr waren bereits maximal 250 Personen auf dem Fest erlaubt, in diesem Jahr wird die Zahl der Käufer und Sitzplätze erneut auf 250 beschränkt, um großen Andrang zu vermeiden. Der Sicherheitsdienst dokumentiert die Anzahl der Besucher, die aktuell erreicht ist.

Politische Hintergründe und Kritiken

Der Handwerksmeister Sven Klingele äußert sich kritisch zu den neuen Auflagen und bezeichnet sie als politisch motiviert und praktisch nicht umsetzbar. Auch der Winzer Lucas Basting zeigt sich enttäuscht über die Umsetzung der neuen Regelungen, die nicht ausreichend mit den Beteiligten kommuniziert wurden. Der größte Teil der Beschwerden bezieht sich auf Lärmbelästigungen, die in den letzten Jahren zugenommen haben, besonders nach 22 Uhr. Bereits 2019 hatte ein Anwohner gegen die Lärmbelästigung des Weinbrunnens vor dem Bundesverwaltungsgericht geklagt und gewonnen, was schließlich zu den strengen Regelungen führte.

Anwohner Kevin K. kritisiert hingegen die Kläger und verteidigt das Fest als kulturell bereichernd. Bei perfektem Frühlingswetter mit Temperaturen um die 15 Grad ist der Andrang groß, dennoch führt die Einschränkung zu weniger Gästen und geringeren Einnahmen für die Winzer. Diese Atmosphäre, gepaart mit Sitzgelegenheiten auf umliegenden Mauern und eigenen Stühlen der Besucher, ist ein Zeichen des Widerstands gegen die Auflagen und unterstreicht die Bedeutung des Weinfests für die lokale Gemeinschaft.

Ein Stück Kieztradition

Das „Rheingauer Weinbrunnen“ hat im Laufe der Jahre nicht nur für Getränke gesorgt, sondern auch eine wichtige soziale Funktion in der Nachbarschaft übernommen. Die Einhaltung der neue Regelungen wird von den Winzern überwacht, was zusätzlichen Druck auf die Veranstaltung ausübt. Heinrich Basting, der das Fest eröffnet, äußert Unklarheit über die geplante Umsetzung der Regelungen und sieht die Gefahr, dass die traditionelle Veranstaltung an Attraktivität verliert.

Die Winzer und die Anwohner stehen somit vor einer großen Herausforderung, die Weiterexistenz einer fest im Kiez verankerten Tradition zu sichern und gleichzeitig den Anforderungen der Stadtverwaltung gerecht zu werden. Die Zukunft des Weinbrunnens bleibt ungewiss, aber die Hoffnung auf eine Rückkehr zu ungezwungenen Festlichkeiten in der geliebten Nachbarschaft bleibt bestehen.

Für weitere Informationen lesen Sie die ausführlichen Berichte auf Berliner Zeitung und Berlin Live.

Details
OrtRüdesheimer Platz, 14199 Berlin, Deutschland
Quellen