Handyverbot an Grundschulen: Brandenburg schafft klare Regeln!

Ab 2025/26 müssen Grund- und Förderschüler in Brandenburg Handys vor dem Unterricht wegpacken. Ausnahmen gelten für Bildungszwecke.
Ab 2025/26 müssen Grund- und Förderschüler in Brandenburg Handys vor dem Unterricht wegpacken. Ausnahmen gelten für Bildungszwecke. (Symbolbild/MB)

Handyverbot an Grundschulen: Brandenburg schafft klare Regeln!

Berlin, Deutschland - Ab dem Schuljahr 2025/26 müssen Grund- und Förderschüler in Brandenburg ihre Mobiltelefone vor dem Unterricht ausschalten und sicher aufbewahren. Dies beschloss das Bildungsministerium unter der Leitung von Steffen Freiberg (SPD). Ausnahmen sind nur in speziellen Fällen erlaubt, etwa wenn Lehrer die Nutzung für notwendig halten oder bei medizinischen Erfordernissen, wie der Nutzung von Diabetes-Apps oder anderen Hilfsmitteln zur Unterstützung von Handicaps. Diese Regelung ist Teil der Überarbeitung der Verwaltungsvorschriften (VV-Schulbetrieb) und soll dazu beitragen, Klarheit und Rechtssicherheit im Umgang mit digitalen Endgeräten zu schaffen. Schulen haben zudem die Möglichkeit, eigene Regelungen in ihren Hausordnungen zu integrieren. Ziel ist es, Schüler an die digitale Welt heranzuführen und Medienkompetenzen zu vermitteln, wie rbb24 berichtet.

Die Diskussion um Handyverbote an Schulen hat in Deutschland an Dynamik gewonnen. Studien zeigen, dass Jugendliche wöchentlich bis zu 36,9 Stunden mit ihren Smartphones verbringen. Eine Umfrage ergab, dass 16- bis 18-Jährige im Durchschnitt über fünf Stunden täglich mit ihren Handys beschäftigt sind. Besonders auffällig ist die hohe Anzahl an Benachrichtigungen, die Schüler während des Schultages erhalten: Rund 23 Prozent dieser Meldungen treffen während des Unterrichts ein. Bedenken hinsichtlich einer riskanten Handynutzung sind ebenfalls gewachsen, da 24,5 Prozent der 10- bis 17-Jährigen Social Media potenziell schädlich nutzen, so das Deutsche Schulportal.

Der internationale Vergleich und die Wissenschaft

In mehreren europäischen Ländern, darunter Finnland, Dänemark, England und die Niederlande, wurden bereits Handyverbote an Schulen eingeführt. Diese Maßnahmen werden zunehmend auch in Deutschland diskutiert. Wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen solcher Verbote sind allerdings noch rar. Eine Analyse aus England zeigt, dass Schulen mit Handyverboten vor allem bei leistungsschwächeren Schülern eine Verbesserung der Testergebnisse verzeichnen konnten. Dieses Ergebnis lässt sich auf einen Impuls zurückführen, der dem Unterricht zusätzlich eine Stunde Lernzeit pro Woche ermöglicht. Dennoch gibt es auch Gegenstimmen: Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2019 konnte keinen positiven Effekt eines Handyverbots im Klassenzimmer feststellen, da der Unterricht dort stark digitalisiert sei.

Angesichts dieser uneinheitlichen Befunde raten Wissenschaftler zu Vorsicht bei politischen Entscheidungen zu Handyverboten in Schulen. Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Universität Augsburg, hat die Ergebnisse zahlreicher Studien zusammengefasst und unterstreicht die Notwendigkeit einer pädagogisch verantwortungsvollen Nutzung digitaler Medien. Er empfiehlt, in Grundschulen das Mitbringen von Smartphones zu untersagen und in den Klassen 5 bis 7 die Geräte während des Schultags wegzuschließen. Für ältere Schüler sollten definierte Zeiträume für die Nutzung von Smartphones am Nachmittag gelten. Das Gesamtbild zeigt, dass effektive Maßnahmen zur Umsetzung von Smartphone-Verboten eine konsequente Handhabung erfordern.

Die Bedeutung von Medienkompetenz

Trotz der Diskussion um Verbote bleibt Medienkompetenz eine unverzichtbare Schulaufgabe. Bildungsminister Freiberg betont die Bedeutung, Schüler nicht nur von Handys fernzuhalten, sondern ihnen auch ein verantwortungsvolles Nutzungsverhalten beizubringen. Die Notwendigkeit einer klaren und einheitlichen Vorgehensweise in der Bildungspolitik ist unbestritten. Andreas Schleicher von der OECD kritisiert, dass ohne koordinierte Vorgaben kaum positive Effekte erzielt werden können. Die Entwicklung einer medialen Bildungskultur wird daher als unerlässlich erachtet, um Chancengleichheit in der digitalen Welt zu fördern, unabhängig von der individuellen Handynutzung.

Details
OrtBerlin, Deutschland
Quellen