Treitschkestraße nun Betty-Katz-Straße: Ein Sieg gegen den Antisemitismus
Am 1. Oktober 2025 wurde die Treitschkestraße in Berlin-Steglitz in Betty-Katz-Straße umbenannt, nach jahrelanger Debatte über Antisemitismus.

Treitschkestraße nun Betty-Katz-Straße: Ein Sieg gegen den Antisemitismus
Am 1. Oktober 2025 wurde die Treitschkestraße in Berlin-Steglitz offiziell in Betty-Katz-Straße umbenannt. Der Beschluss zur Umbenennung folgte einem jahrelangen Streit, der die Berliner Öffentlichkeit und Politik beschäftigt hat. Heinrich von Treitschke, nach dem die Straße benannt war, gilt als Historiker und Politiker mit umstrittenen antisemitischen Äußerungen, die historisch und gesellschaftlich nach wie vor Relevanz haben. Maßgeblich entschieden sich die Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) für die Umbenennung, und zwar gegen die Stimmen von CDU und AfD, nach einer intensiven Debatte, die sich über einen Zeitraum von fast 30 Jahren erstreckte.
Die neue Namensgeberin, Betty Katz, war als Direktorin des jüdischen Blindenheims von Steglitz tätig und wurde 1944 im Konzentrationslager ermordet. Ihr Lebenswerk steht symbolisch für die notwendigen Erinnerungen an die Opfer des Antisemitismus in Deutschland. Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) zeigte sich erfreut über die Entscheidung zur Umbenennung und unterstrich die gesellschaftliche Verantwortung, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen.
Umbenennungsprozess und deren Bedeutung
Die Umbenennung wurde während einer Veranstaltung angekündigt, die nur wenige Sekunden in Anspruch nahm und von etwa 200 Personen, darunter Schüler, begleitet wurde. Urban Aykal (Grüne), der Bezirksstadtrat, enthüllte den neuen Straßennamen und betonte die Wichtigkeit der Maßnahmen gegen Antisemitismus. Anwohner der Betty-Katz-Straße können während einer Übergangszeit von sechs Monaten ihre Ausweisdokumente gebührenfrei im Bürgeramt ändern lassen.
Immer wieder war in Berlin über Straßenumbenennungen diskutiert worden. Gerade in den letzten Jahren gab es zahlreiche Debatten über die Namen vieler Straßen, die problematische historische Bezüge aufweisen. Eine Studie des Politologen Felix Sassmannshausen, die im Auftrag des Berliner Antisemitismusbeauftragten Samuel Salzborn erstellt wurde, identifiziert 290 Straßennamen in Berlin mit antisemitischen Hintergründen. Die Debatte um Antisemitismus in der Gesellschaft zeigt sich dabei auch in Bezug auf weitere Straßen wie den Richard-Wagner-Platz und die Martin-Luther-Straße, deren Namensgeber ebenfalls antisemitische Äußerungen tätigten.
Fazit und Ausblick
Die Umbenennung in Betty-Katz-Straße markiert einen wichtigen Schritt in der Erinnerungskultur Berlins. Gleichzeitig zeigt die Diskussion, wie lange es dauert, bis gesellschaftliche Anstöße in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Historiker haben Heinrich von Treitschke als Wegbereiter des modernen Antisemitismus bezeichnet, der mit Äußerungen wie “Die Juden sind unser Unglück” einer der Protagonisten in den antijüdischen Strömungen des 19. Jahrhunderts war. Der Wechsel des Straßennamens steht vor dem Hintergrund einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte unter dem anhaltenden Einfluss antisemitischer Einstellungen innerhalb der Gesellschaft.