Erinnerungskultur in Steglitz-Zehlendorf: Gedenkspaziergang zur Euthanasie

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Am 9. Oktober 2025 findet ein Gedenkspaziergang in Steglitz-Zehlendorf statt, um an die Opfer der NS-"Euthanasie" zu erinnern.

Am 9. Oktober 2025 findet ein Gedenkspaziergang in Steglitz-Zehlendorf statt, um an die Opfer der NS-"Euthanasie" zu erinnern.
Am 9. Oktober 2025 findet ein Gedenkspaziergang in Steglitz-Zehlendorf statt, um an die Opfer der NS-"Euthanasie" zu erinnern.

Erinnerungskultur in Steglitz-Zehlendorf: Gedenkspaziergang zur Euthanasie

Am 25. September 2025 findet in Berlin eine besondere Veranstaltungsreihe statt, die an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde erinnert. Unter dem Titel „Die Blaue Wand nach Steglitz-Zehlendorf bringen“ wird das zentrale Gedenk- und Informationszentrum an der Tiergartenstraße 4 in den Fokus gerückt, wo über 300.000 Opfer der systematischen Tötungen geehrt werden. Die Initiative wird von der Partnerschaft für Demokratie, dem Zukunftssicherung Berlin e.V., dem Förderkreis Gedenkort T4 e.V. sowie Eileen Moritz, der Beauftragten für Menschen mit Behinderungen in Steglitz-Zehlendorf, unterstützt etwa im Rahmen von Gedenkspaziergängen und einer begleitenden Ausstellung.

Der Erinnerungsort an der Tiergartenstraße wurde am 2. September 2014 eröffnet, exakt 75 Jahre nach dem Erlass von Hitlers „Euthanasie“-Programm. Dieser Ort hat eine zentrale Bedeutung für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen. Er erinnert an die systematische Vernichtung von psychisch kranken und behinderten Menschen sowie weiteren als „rassisch“ oder sozial unerwünscht geltenden Personen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters stellte bei der Eröffnung die Wichtigkeit der Erinnerungsarbeit heraus, die auch heute noch essenziell ist. Der Runde Tisch zur Tiergartenstraße 4, initiiert im Jahr 2007 von Professor Dr. Andreas Nachama und anderen, hat seitdem dazu beigetragen, das Bewusstsein für diesen schrecklichen Teil der Geschichte zu schärfen.

Gedenkspaziergang und Ausstellung

Am 9. Oktober 2025 findet ein Gedenkspaziergang statt, der um 11:30 Uhr am Erinnerungsort in der Ihnestraße 22 beginnt, einem ehemaligen Institut, das ebenfalls mit der Eugenik in Verbindung steht. Der Spaziergang führt zu mehreren wichtigen Orten, darunter der Stolperstein für Frau Blankenhorn in der Leydenallee sowie das frühere „Haus Kinderschutz“. Die Veranstaltung ist barrierefrei gestaltet, mit fünf Plätzen im bereitgestellten Bus für gehbeeinträchtigte Personen, die vorher angemeldet werden müssen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wird auch eine Ausstellung mit dem Titel „Die Blaue Wand nach Steglitz-Zehlendorf bringen“ eröffnet. Diese findet am 13. November 2025 in der Ingeborg Drewitz Bibliothek statt. Die Veranstaltung ist für Menschen mit und ohne Behinderungen gleichermaßen inklusiv gestaltet, mit einem klar strukturierten Programm, das auch Bildpräsentationen einschließt. Eine angemessene Barrierefreiheit wird gewahrt, so stehen Zugangsmöglichkeiten über eine DIN-gerechte Rampe und einen Aufzug zur Verfügung. Es wird auch Gebärdensprachdolmetscher geben, falls benötigt, und die Teilnehmerzahl ist auf 50 Personen beschränkt.

Historischer Kontext der Euthanasie-Programme

Die „Euthanasie“-Programme der Nationalsozialisten hatten ihren Anfang mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das im Juli 1933 erlassen wurde und Zwangssterilisationen erlaubte. Rund 350.000 bis 400.000 Menschen wurden in Deutschland unter diesen Bedingungen sterilisiert. Die grausame Logik der Nationalsozialisten auf der Suche nach einem „reineren“ Volk führte schließlich zur massenhaften Tötung von Menschen, die nicht den verbreiteten Rasseidealen entsprachen.

Die „Aktion T4“, die ab 1939 systematische Tötungen von kranken und behinderten Menschen durch Einsatz von Ärzten und Gaskammern vorsah, beschreibt eine der dunkelsten Phasen dieser Geschichte. Insgesamt sollen während der Aktion und den folgenden Aktivitäten bis zu 300.000 Menschen ermordet worden sein. Diese Verbrechen erlangten auch international Aufmerksamkeit, und der Widerstand gegen die Praktiken, wie die legendäre Predigt von Bischof Clemens August Graf von Galen, trugen zur nachträglichen Aufarbeitung dieser Gräueltaten bei.

Die täglichen Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen an der Tiergartenstraße 4, die seit 2007 stattfinden, sind ein Schritt in die richtige Richtung, um die Geschichten und Schicksale der Opfer lebendig zu halten. Der Erinnerungsort wird jährlich von Menschen aus aller Welt besucht, die sich mit den Verbrechen der Vergangenheit auseinandersetzen möchten und deren Botschaften weiterhin von Bedeutung sind.

Für weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe und zur Anmeldung besuchen Sie bitte die Webseiten von Berlin.de, Euthanasie-Gedenken.de und bpb.de.