Plattenbau-Renaissance: Neue Ausstellung in Potsdam startet heute!
Erleben Sie die Ausstellung "Wohnkomplex" in Potsdam, die bis Februar 2026 sozialistischen Wohnbau der DDR thematisiert.

Plattenbau-Renaissance: Neue Ausstellung in Potsdam startet heute!
In Potsdam eröffnet heute die Ausstellung „Wohnkomplex“ im Minsk, die einen faszinierenden Blick auf das Erbe der Plattenbau-Architektur der DDR wirft. Diese Ausstellung, die bis zum 8. Februar 2026 zu sehen sein wird, präsentiert eine vielfältige Sammlung von Kunstwerken, die sich mit der Thematik sozialistischen Wohnens auseinandersetzen. Unter der Kuratierung von Kito Nedo werden 50 Werke von 22 Künstler:innen gezeigt, die verschiedene Perspektiven auf die zukunftsträchtigen, aber auch umstrittenen Wohnformen eröffnen. Das Minsk befindet sich an der Max-Planck-Straße 17 in Potsdam und ist täglich, außer dienstags, von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis liegt bei 10 Euro, ermäßigt bei 8 Euro, wobei am letzten Sonntag des Monats der Eintritt kostenlos ist, wie rbb24 berichtet.
Die Ausstellung thematisiert den Wandel der Plattenbauten, die ursprünglich als Symbole für soziale Gleichheit und umfassende Infrastruktur für ca. 5.000 Bewohner:innen konzipiert wurden. In der DDR sollten diese Wohnanlagen dafür sorgen, dass alle Bewohner:innen auf der gleichen Quadratmeterzahl leben konnten. Doch nach dem Mauerfall hat sich die Wahrnehmung gewandelt: Die Plattenbauten, die zwischen 1957 und 1990 in großer Zahl errichtet wurden— etwa 1,9 Millionen Neubauwohnungen allein in der DDR—sind oft zum sozialen Stigma geworden, das mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems verbunden ist, wie ZDF berichtet.
Vielfältige Perspektiven auf die Plattenbaukultur
Die Kunstwerke in der Ausstellung reflektieren nicht nur die ehemalige Prestige-Architektur, sondern auch die Herausforderungen und gesellschaftlichen Zerrissenheiten, die mit der Plattenbau-Architektur verbunden sind. Arbeiten wie „Grauzone“ (2015) von Markus Draper, der Zinkmodelle mit hohlem Inneren zeigt, sowie Sabine Moritz’ „Lobeda“ (1991-94), in der sie ihre Kindheitserinnerungen an eine Jenaer Siedlung thematisiert, verdeutlichen diese Dualität. Manfred Pernice widmet sich in seinem Werk „hässliche Luise“ (2004) der Abrissgeschichte eines alten Plattenbaus in Berlin-Mitte, was die ambivalente Beziehung zur Plattenbau-Architektur unterstreicht, wie coolis.de analysiert.
Zusätzlich zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm und einen Katalog, die weiterführende Informationen und Veranstaltungen anbieten. Die aktuelle Situation der Bauaktivitäten in Potsdam zeigt, dass das Thema Plattenbau auch heute noch von großer Relevanz ist und aufzeigt, wie lebendige Architektur aus Plattenbausiedlungen entstehen kann. Diese Neubauten bieten nicht nur modernen Wohnraum, sondern tragen auch zur sozialen Integration bei.
Ein Blick in die Geschichte
Der Begriff „Plattenbau“ ist untrennbar mit der Geschichte der DDR verbunden. Diese Gebäude entstanden aus der Notwendigkeit, nach dem Zweiten Weltkrieg schnelle und kostengünstige Lösungen für die katastrophale Wohnsituation in Deutschland zu finden. Plattenbauten wurden besonders ab den 1960er Jahren populär und standen für eine moderne Wohnkultur mit Annehmlichkeiten wie Zentralheizung und fließendem Warmwasser. Auch wenn viele dieser Bauten mittlerweile leer stehen oder abgerissen wurden, zeigt sich durch die Sanierung und Modernisierung der bestehenden Plattenbau-Siedlungen, dass ein Comeback der „Platte“ möglich ist.
Die Ausstellung „Wohnkomplex“ bietet somit nicht nur einen Rückblick auf die Visionen der DDR, sondern regt auch zur Diskussion über die Bedeutung und Zukunft dieser besonderen Bauweise an. Interessierte können die Eröffnung der Ausstellung besuchen und somit einen Teil des ostdeutschen Erbes mitgestalten.