Stefan Gelbhaar, der bis vor kurzem als Spitzenkandidat der Grünen für Pankow galt, steht im Zentrum schwerwiegender Belästigungsvorwürfe. Am 12. November 2023 wurde er mit über 98 Prozent der Stimmen von seinem Kreisverband nominiert, doch seitdem erhoben mehrere Frauen Vorwürfe gegen ihn, darunter ungewollte Berührungen und anstößige Bemerkungen, wie die Berliner Zeitung berichtete. Gelbhaar bestreitet diese Vorwürfe vehement und hat rechtliche Schritte gegen die Berichterstattung eingeleitet sowie eine Anzeige wegen Verleumdung erstattet.
Politischer Rücktritt und neue Kandidatur
Am 11. Januar 2025, bei einer erneuten Wahl im Pankower Kreisverband, setzte die Parteiführung den Kurswechsel fort und ließ erneut abstimmen, was auf das wachsende Misstrauen hinweist. Die Parteiführung, angeführt von Bundes- und Landesvertretern, entschloss sich in Anbetracht der Vorwürfe, die Nominierung von Gelbhaar zu überdenken. Julia Schneider, die neue Kandidatin für die Bundestagswahl, gewann mit 269 Stimmen gegen Gelbhaar, der nur 126 Unterstützter fand. Dies war ein dramatischer Wendepunkt, da Gelbhaar vor der Pleite als sicherer Wiedereinzug ins Parlament galt, was auch von der taz bestätigt wurde.
Der Fall Gelbhaar wirft essentielle Fragen über den Umgang der Grünen mit sexuellen Belästigungsvorwürfen auf und thematisiert das Dilemma zwischen Unschuldsvermutung und dem Bedürfnis der Partei, ihre Integrität zu wahren. Die Ombudsstelle der Grünen, die in diesem Verfahren involviert war, hat bis jetzt keine Abschlussberichte vorgelegt, was die Unsicherheit um die Vorwürfe nur verstärkt hat. Bislang gab es keine strafrechtlichen Schritte gegen Gelbhaar, doch seine politische Karriere hat irreparable Schäden erlitten, und es bleibt abzuwarten, wie die Wählerschaft auf diese Entwicklungen reagiert.
Berliner Zeitung