Neue Ausstellung: Antisemitismus an der Ostsee – ein dunkles Erbe
Erleben Sie die Ausstellung „Ob die Möwen manchmal an mich denken?“ im Rathaus Lichtenberg, Berlin, vom 27. August bis 17. Oktober 2025. Entdecken Sie die Geschichte jüdischer Badegäste und den Bäder-Antisemitismus. Vernissage am 26. August!

Neue Ausstellung: Antisemitismus an der Ostsee – ein dunkles Erbe
Vom 27. August bis 17. Oktober 2025 wird im Rathaus Lichtenberg in Berlin die Ausstellung „Ob die Möwen manchmal an mich denken?“ von Dr. Kristine von Soden präsentiert. Die Ausstellung thematisiert die Ausgrenzung und Vertreibung jüdischer Badegäste an der Ostseeküste vom frühen 20. Jahrhundert bis zur antisemitischen Vertreibungspolitik während des Nationalsozialismus. Die Vernissage findet am Dienstag, den 26. August 2025, um 18:30 Uhr in Anwesenheit der Kuratorin statt. Diese Ausstellung stellt die erste Präsentation in Berlin dar und wird in Kooperation mit dem Lichtenberger Antisemitismusbeauftragten realisiert.
Die Besucher können sich auf eine Sammlung von Texten aus Briefen und Tagebüchern erwarten, die Einblicke in das Leben bedeutender jüdischer Persönlichkeiten wie Else Lasker-Schüler, Victor Klemperer und Mascha Kaléko bieten. Die Ausstellung beleuchtet den Alltag am Strand und dokumentiert die zunehmende antisemitische Bedrohung bis 1937.
Begleitveranstaltungen und Barrierefreiheit
Am Freitag, den 10. Oktober, bietet die Kuratorin eine Führung durch die Ausstellung an, gefolgt von einer Lesung aus ihrem Buch um 19 Uhr im Ratssaal. Insgesamt sind die Veranstaltungen darauf ausgelegt, nicht nur die turbulente Geschichte der jüdischen Badegäste darzustellen, sondern auch einen Raum für Diskussionen zu schaffen. Es ist zu beachten, dass der barrierefreie Zugang zur Ausstellung voraussichtlich bis Mitte September aufgrund eines defekten Fahrstuhls nicht gewährleistet ist.
Nach der ersten Präsentation in Lichtenberg wird die Ausstellung im Rathaus Schöneberg vom 27. Oktober bis 28. November 2025 zu sehen sein. Für weitere Informationen können Interessierte den Antisemitismusbeauftragten des Bezirksamtes Lichtenberg kontaktieren.
Antisemitismus im Badeurlaub
Die Thematik der Ausstellung findet ihren Kontext in der historischen Analyse jüdischen Lebens an deutschen Seebädern, die von Historikern wie Frank Bajohr untersucht wurde. In seinem Buch „Unser Hotel ist judenfrei“ beschreibt er die weit verbreitete Diskriminierung jüdischer Erholungssuchender in Ostseebadeorten im 19. und 20. Jahrhundert. Bereits vor der Machtergreifung der Nazis 1933 war es verbreitet, dass Hotels mit dem Hinweis „judenfrei“ warben. Bajohr hebt hervor, dass jüdische Urlauber bei der Wahl ihres Urlaubsortes darauf angewiesen waren, gezielte Recherchen anzustellen, um antisemitische Orte zu vermeiden.
Journalistin Kristine von Soden geht in ihrer Arbeit detailliert auf den Bäder-Antisemitismus ein und zeigt auf, dass jüdische Kurgäste oft mit subtilen Ausschlussmechanismen konfrontiert waren, die sich in den Marketingmaterialien der Hotels widerspiegelten. An Orten wie Zinnowitz oder Warnemünde waren antisemitische Schmähungen auf der Tagesordnung, und jüdische Besucher mussten heimlich auf Hinweise achten, um eventuelle Diskriminierungen zu umgehen. Diese Geschichte erstreckt sich auch auf Stationen wie Kolberg, wo jüdischen Kurgästen 1910 zwei Synagogen zur Verfügung standen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die bevorstehende Ausstellung in Lichtenberg nicht nur ein Fenster in die Vergangenheit eröffnet, sondern auch kritische soziale Fragen zu Antisemitismus und Diskriminierung im historischen sowie zeitgenössischen Kontext aufwirft.
Für weitere Informationen über die Ausstellung und das Begleitprogramm besuchen Sie bitte die offizielle Seite der Stadt Berlin, oder konsultieren Sie Jüdische Allgemeine und Deutschlandfunk Kultur für weitere ausführliche Artikel zum Thema.