Krawalle in Berlin: Hunderte festgenommen bei Protesten zum Nahostkonflikt
Am 3. Oktober 2025 begleitete die Polizei Berlin mehrere Versammlungen zum Nahostkonflikt, die teils friedlich, teils tumultartig verliefen.

Krawalle in Berlin: Hunderte festgenommen bei Protesten zum Nahostkonflikt
Am Donnerstag und in der Nacht zu Freitag, dem 3. Oktober 2025, begleitete die Polizei Berlin mehrere Versammlungen, die im Kontext des Nahostkonflikts stattfanden. Rund 300 Polizisten waren dabei in den Stadtteilen Mitte, Wedding und Tiergarten im Einsatz. Während viele Teilnehmende ihr Grundrecht auf Versammlungsfreiheit friedlich ausübten, kam es jedoch auch zu Störungen, Straftaten und Angriffen auf die Einsatzkräfte. Die Polizei statements zufolge waren jedoch nicht alle Proteste friedlich.
Am Mittag wurden vier Personen – drei Frauen im Alter von 27, 38 und 45 Jahren sowie ein 26-jähriger Mann – von Bundespolizisten festgenommen, nachdem sie rote Farbe gegen die Fassade des Auswärtigen Amts kippten und einen Schriftzug anbrachten. Obwohl sie vorläufig festgenommen und mit Platzverweisen belegt wurden, nahmen sie wenig später erneut an einer Kundgebung vor dem Auswärtigen Amt teil, was zu weiteren Festnahmen führte. Hierbei leistete eine der Frauen Widerstand.
Zusammenstöße und Verletzte
Ab dem Nachmittag fanden am Alexanderplatz mehrere Kundgebungen mit bis zu 800 Teilnehmenden statt. Während eine Mahnwache ohne Vorkommnisse verlief, kam es bei anderen Versammlungen zu erheblichen Störungen. Einige Teilnehmer versuchten, zu einer Gegenkundgebung vorzudringen, was die Situation weiter anheizte. Pyrotechnik wurde genutzt, und etwa 60 Personen blockierten Straßenbahngleise, ignorierten polizeiliche Aufforderungen zur Räumung.
Die Polizei berichtet von Angriffen mit Böllern, Flaschen und Steinen auf die Einsatzkräfte, wobei ein Beamter am Helm von einem Stein getroffen wurde. Insgesamt wurden 80 Personen festgenommen. Die Verantwortlichen sehen sich nun Anzeigen wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, Widerstands und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie wegen Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz gegenüber. Auch wurden zehn Polizeibedienstete verletzt, konnten jedoch ihren Dienst fortsetzen.
Übersicht über die Versammlungen
In den Tagen zuvor, am Wochenende, hatte die Polizei Berlin ebenfalls mehrere Versammlungen im Kontext des Nahostkonflikts zu schützen. An einem Samstag fanden insgesamt drei Versammlungen statt. Die pro-palästinensische Versammlung mit dem Thema „Solidarität mit Palästina. Stoppt den Gaza Genozid“ zog 150 Teilnehmende an, wuchs jedoch auf etwa 350 Personen. Hierbei kam es zu verbalen Streitigkeiten mit Teilnehmenden pro-israelischer Kundgebungen. Die Polizei musste zahlreiche Freiheitsentziehungen vornehmen, darunter einige wegen tätlicher Angriffe und vermummten Teilnehmern.
Am Sonntagabend wurde zudem eine Spontanversammlung in Kreuzberg aufgelöst, die antisemitische Parolen skandierte. Insgesamt wurden auch hier Zwangsmaßnahmen ausgesprochen, um die Situation zu beruhigen.
Hinweise auf Einschränkungen der Versammlungsfreiheit
Die Vorfälle werfen ein Licht auf die Debatte über die Versammlungsfreiheit in Deutschland. Amnesty International hat das Land kürzlich erstmals in einer Liste genannt, in dem das Recht auf Versammlungsfreiheit zunehmend eingeschränkt wird. Die Organisation übt Kritik an Vorgehensweisen der Polizei, die Proteste teilweise als Bedrohung der öffentlichen Sicherheit wahrnimmt. Paula Zimmermann, Expertin für Meinungs- und Versammlungsfreiheit, äußert Bedenken, dass Proteste verstärkt kriminalisiert werden.Amnesty International fordert die Politik auf, die Versammlungsfreiheit umfassend zu schützen, betont aber auch, dass insbesondere Klimaaktivist*innen mittlerweile erheblichen Repressionen ausgesetzt sind.
Die Polizei wird weiterhin versuchen, ein Gleichgewicht zwischen der Wahrung der öffentlichen Sicherheit und dem Schutz des Rechts auf Versammlungsfreiheit zu finden. Ein schwieriges Unterfangen in einer Zeit, in der das öffentliche Interesse an politischen und sozialen Themen wie dem Nahostkonflikt so hoch ist.
Insgesamt wurden bei den aktuellen Ereignissen in Berlin 61 Strafanzeigen und sieben Ordnungswidrigkeitenanzeigen gefertigt. Die Lage entspannte sich gegen 22:30 Uhr.