Die Einführung des Kiezblocks im Komponistenviertel in Pankow polarisiert die Anwohner. Während einige die ruhigen Straßen und den besseren Platz für Fahrräder schätzen, beklagen andere den Rückgang von Kundschaft in den Geschäften und eine verminderte Erreichbarkeit mit dem Auto. Der renommierte Feinkostladen Fassgold Berlin schloss nach 16 Jahren seine Türen, da die Besitzerin angibt, der Wegfall von Autofahrenden als Kunden sei eine der Hauptursachen. «Die Stammgäste können nicht mehr von einer Ecke zur anderen mit dem Auto fahren», klagt sie. Im Kontrast dazu erinnert eine Bewohnerin und Geschäftsinhaberin daran, dass die Inflation und gesunkene Kauflust ebenfalls eine Rolle spielen und appelliert an die Verantwortlichen, die echten Probleme zu erkennen. Diese Konflikte thematisierte die Berliner Zeitung.
Ein weiterer Anwohner, Erik Wolle, Eigentümer des Fahrradgeschäfts Fahrrad Otto, sieht den Kiezblock eher als unvermeidliche Entwicklung. Er bemerkt, dass das Hauptproblem die ständig verstopfte Berliner Allee ist, die eine direkte Verbindung zur Autobahn darstellt. Während er den Umzug in die verkehrsberuhigte Zone als vorteilhaft empfindet, da er Mieten spart und sich auf Reparaturdienstleistungen konzentriert, äußert er trotzdem Bedenken hinsichtlich der unklaren Kommunikationsstrukturen und der chaotischen Einführung des Kiezblocks. «Irgendwas musste sich ändern», meint er pragmatisch. Eine umfassende Evaluierung der Kiezblock-Maßnahmen wird aktuell durchgeführt, um festzustellen, ob die Verkehrslenkungen genug bewirken oder ob zusätzliche Schritte notwendig sind, wie die Berliner Woche berichtet.
Verkehrslenkende Maßnahmen
Der Kiezblock selbst reduziert nicht völlig den motorisierten Verkehr, verfolgt jedoch das Ziel, den Durchgangsverkehr erheblich zu reduzieren. Dies beinhaltet Maßnahmen wie Einbahnstraßenregelungen und Diagonalsperren, um eine Durchquerung durch nicht wohngebietsfremde Autos zu verhindern. Besondere Überlegungen wurden angestellt, um die Zugänglichkeit für Rettungsfahrzeuge und Anwohner sicherzustellen. Im Komponistenviertel, wo zuletzt über 6000 Fahrzeuge an einem Tag in einer Nebenstraße gezählt wurden, ist dies besonders relevant – gerade in einer Gegend, die bereits unter unzähligen Unfällen in den letzten zwei Jahren leidet. Der Bezirk plant, diese Kiezblock-Initiative als Modell für zukünftige Projekte in Pankow und auch in anderen Stadtteilen auszuweiten, solange die Evaluierung positive Ergebnisse liefert.
Berliner Zeitung