Karol Nawrocki gewinnt Präsidentschaftswahl: Polen bleibt geteilt!
Karol Nawrocki gewinnt Präsidentschaftswahl: Polen bleibt geteilt!
Warschau, Polen - Am 2. Juni 2025 hat Karol Nawrocki die Präsidentschaftswahl in Polen mit rund 51% der Stimmen gewonnen. Sein Kontrahent, Rafal Trzaskowski von der liberal-konservativen Regierungspartei PO, erhielt 49% der Stimmen. Nawrocki, der als parteiloser Kandidat im Auftrage der rechtsnationalen PiS-Partei antrat, kann somit die politische Landschaft des Landes maßgeblich beeinflussen. Die Wahlbeteiligung lag bei beeindruckenden 71,31%, einem Rekord für die zweite Runde einer Präsidentschaftswahl in Polen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte Nawrocki und hob die Bedeutung der deutsch-polnischen Freundschaft hervor. Knut Abraham, der neue Polen-Beauftragte der Bundesregierung, kommentierte den Wahlausgang als schwierig. Er merkt an, dass Polen derzeit stark gespalten ist, wobei es eine klare Trennung zwischen liberalen Großstädten und dem ländlichen Osten und Süden gibt.
Politische Herausforderungen in Polen
Abraham erwartet, dass die Regierungsführung unter Nawrocki eine Herausforderung darstellen wird. Der Präsident hat das Vetorecht und kann somit Gesetze blockieren, was einen Stillstand bei wichtigen Reformen der Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk zur Folge haben könnte. Insbesondere in den Bereichen Justizreform und Abtreibung könnte es zu Schwierigkeiten kommen.
Nawrocki hat im Wahlkampf seine Ablehnung gegenüber dem Einfluss von Donald Tusk betont, dessen Regierung am 13. Dezember 2023 vereidigt wurde. Die Opposition sieht in dieser Wahl auch eine Möglichkeit, über die aktuelle politische Ausrichtung des Landes abzustimmen. Während Trzaskowski vor allem in Großstädten wie Warschau, Kraków und Łódź erfolgreich war, setzte sich Nawrocki in ländlichen Regionen durch und konnte einen Vorsprung von rund 300.000 Stimmen erzielen.
Außenpolitische Perspektiven
Nawrocki wird von vielen als EU-skeptisch angesehen. Seine Wahl könnte auch Auswirkungen auf die Außenpolitik haben; er vertritt eine Deutschland-feindliche Linie und befürwortet Reparationen von Deutschland wegen der Schäden im Zweiten Weltkrieg. Er hat angekündigt, dass Polen seine Rüstungen ausbauen und die Unterstützung für die Ukraine beibehalten wird, insbesondere angesichts der Bedrohung durch Russland. Dies wird als klare Abkehr von einem möglicherweise prorussischen Kurs in der polnischen Außenpolitik interpretiert.
Die PiS-Partei, unter der Nawrocki in den Wahlkampf zog, war von 2015 bis 2023 an der Regierung. In der Zeit gab es zahlreiche Auseinandersetzungen mit der EU-Kommission, insbesondere wegen der Unabhängigkeit der Justiz. Beobachter erwarten, dass Nawrockis Präsidentschaft die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Polen und der EU weiter belasten könnte.
Der offizielle Wahlausgang wird für den Abend erwartet, aber die vorläufigen Ergebnisse zeigen bereits die klare Richtung, in die Polen sich unter Nawrockis Präsidentschaft bewegen könnte. Die politischen Spannungen und Herausforderungen bleiben damit ein zentrales Thema für die kommenden Monate.
Details | |
---|---|
Ort | Warschau, Polen |
Quellen |
Kommentare (0)