Handyverbot an Schulen: Berlin setzt auf Eigenverantwortung statt Verbot!

Handyverbot an Schulen: Berlin setzt auf Eigenverantwortung statt Verbot!
Berlin, Deutschland - Am 28. Mai 2025 äußerte die Bildungssenatorin von Berlin, Katharina Günther-Wünsch (CDU), Bedenken hinsichtlich eines pauschalen Handyverbots in Schulen. Sie sieht kein landesweites Verbot vor, da das Prinzip der Eigenverantwortung im Schulgesetz verankert ist. Stattdessen können die einzelnen Schulen selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang Handys genutzt werden dürfen. Diese Entscheidungen werden durch die Schulkonferenz, die aus Schulleitung, pädagogischem Personal, Eltern und Schülern besteht, getroffen. In Brandenburg hingegen sollen Handys an Grund- und Förderschulen aus dem Unterricht verbannt werden, wobei private digitale Endgeräte ab dem kommenden Schuljahr während des Unterrichts ausgeschaltet und verstaut werden müssen.
Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) betont, dass mehr Klarheit und Rechtssicherheit für Schulleitungen und Lehrkräfte erforderlich ist. Während in Berlin bereits die Möglichkeit besteht, die Handynutzung einzuschränken oder zu untersagen, nutzen einige Schulen diese Regelungen, andere hingegen nicht. Die Senatorin warnt davor, einfache Lösungen für komplexe Probleme zu fordern, und betont die Notwendigkeit sachlicher Diskussionen über den Umgang mit digitalen Geräten im Schulalltag.
Argumente für und gegen ein Handyverbot
Die Diskussion über ein mögliches Handyverbot an Schulen ist in Deutschland in vollem Gange. Laut der Postbank Jugend-Digitalstudie 2023 verbringen Jugendliche hierzulande wöchentlich 36,9 Stunden am Smartphone, wobei besonders auffällt, dass 16- bis 18-Jährige täglich über fünf Stunden ihr Handy nutzen. Eine Studie zeigt, dass 11- bis 17-Jährige mindestens 237 Benachrichtigungen pro Tag erhalten, von denen 23 Prozent während der Schulzeit eintreffen. Die gesundheitlichen Risiken einer riskanten Nutzung sozialer Medien sind ebenfalls alarmierend: 24,5 Prozent der 10- bis 17-Jährigen nutzen diese Dienste potenziell schädlich.
In einigen Ländern, darunter Finnland, Dänemark und England, werden bereits zunehmend Handyverbote an Schulen eingeführt. In Deutschland denken immer mehr Schulen darüber nach, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen. In diesem Kontext ist jedoch zu beachten, dass es nur wenige wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen eines Handyverbots auf den Lernerfolg gibt. Eine engere Untersuchung zeigt, dass ein Handyverbot in England 2016 zu verbesserten Testergebnissen geführt hat, vor allem bei leistungsschwächeren Schülern. Hingegen fand eine schwedische Studie aus dem Jahr 2019 keine positiven Effekte eines Handyverbots, was auf die hohe Digitalisierung des Unterrichts zurückgeführt wird.
Forderungen nach digitalen Alternativen
Eine Gruppe von 75 Experten aus Pädagogik und Medizin hat sich jüngst an die Bundesregierung gewandt und vor der unkontrollierten Fortführung der Digitalisierung im Bildungssystem gewarnt. Unter den Initiatoren befinden sich bekannte Persönlichkeiten wie Prof. Ralf Lankau und Prof. Manfred Spitzer. Sie fordern unter anderem einen Stopp der digitalen Bildungspolitik sowie smartphonefreie Schulen, um den negativen Auswirkungen der Frühdigitalisierung auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken.
Die Experten betonen, dass soziale Medien und übermäßige Mediennutzung mit einer Zunahme psychischer Belastungen, Konzentrationsstörungen und Depressionen korrelieren. Gleichzeitig kritisieren sie den anhaltenden Rückgang der schulischen Leistungen in den grundlegenden Fächern trotz heftiger Digitalisierungsinitiativen. Auf internationaler Ebene zeigen Konzepte aus 79 Bildungssystemen, darunter Schweden und Finnland, einen trendbewussten Kurs, der die Digitalisierung in Schulen einschränkt oder Smartphones in Grundschulen verbietet.
Die Diskussion in Berlin um die Handynutzung in Schulen zeigt ein Spannungsfeld zwischen den Forderungen nach mehr Eigenverantwortung der Schulen und den Sorgen um die Auswirkungen digitaler Medien auf die Schüler. Ein umfassender Konsens über den Umgang mit Smartphones im Bildungsbereich bleibt somit eine komplexe Herausforderung für die Zukunft, die sowohl Perspektiven als auch Bedenken berücksichtigt.
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Ort | Berlin, Deutschland |
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