Der Kollwitzplatz in Berlin, vor allem bekannt für seinen Wochenmarkt, zieht nicht nur Einheimische, sondern auch wohlhabende Bewohner aus dem Stadtteil Prenzlauer Berg an. Mit Geschichten von einem ehemaligen Currywurst-Verkäufer enthüllt sich ein faszinierender Einblick in die Welt der reichen Eltern, die samstags hier zusammenkommen. Diese reichen Eltern scheinen die erzwungenen Interaktionen mit den Verkäufern förmlich zu genießen – als würden sie sich gerne einmal pro Woche von denen, die sie als formell unterlegen betrachten, herausfordern lassen.
Der persönliche Eindruck des Autors über die Jahre hinweg zeigt, dass diese betuchten Bewohner regelrecht darauf aus sind, sich von den Standbetreibern auf dem Markt die Meinung sagen zu lassen. Es ist fast wie eine Art Theaterstück, wo die Eltern sich für ihre Rolle als invasive Spezies in der Stadt bestrafen lassen und das Ganze als authentisches Erlebnis anpreisen. Trotzdem scheint es eine Art Ritual zu sein, das die Bewohner genießen und wöchentlich wiederholen.
Der Wechsel vom Currywurststand zu einem Crêpes-Verkäufer eröffnet einen neuen Schauplatz für die sozialen Interaktionen zwischen den reichen Eltern und den lokalen Verkäufern. Hier zeigt sich ein Verkäufer, der auf seine eigene Weise unbestechlich und brutal ehrlich den Kunden gegenübertritt, was sowohl Bewunderung als auch Entsetzen hervorruft. Der tägliche Dialog zwischen Kunden und Verkäufer ist geprägt von Machtspielen und seltsam amüsanten Auseinandersetzungen, die einen Einblick in die Dynamik dieser Begegnungen bieten.
Letztendlich offenbart die Szenerie auf dem Kollwitzplatz eine interessante Mikrokosmos mit einer Clique von Eltern, die ihren sozialen Status durch Networking und das Zurschaustellen ihres Wohlstands zu demonstrieren versuchen. Trotzdem, sobald die ersten Drinks fließen, purzeln die Masken, und die vermeintlich perfekten Familienbilder zerfallen in ein Chaos aus unkontrollierten Kindern und ungenierten Erwachsenen. Diese wöchentlichen Treffen bringen die Absurdität und die Tragödien des privilegierten Lebens in Prenzlauer Berg auf den Kollwitzmarkt, als eine Art Schauspiel, das Woche für Woche von Neuem beginnt.