In einer Welt, die von der Hektik der Neureichen und Touristen geprägt ist, fand ein ehemaliger Currywurst-Verkäufer seinen Platz. Woche für Woche stand er auf dem Kollwitzplatz in Berlin und bediente Kunden aus verschiedenen Schichten. Unter ihnen auch ein Personal Branding Coach mit einem jährlichen Einkommen von 300.000 Euro. Diese Interaktionen führten zu einer klaren Hierarchie, in der der Verkäufer sich als gesellschaftlicher Untergebener sah. Trotzdem ermöglichte der respektvolle Umgang mit dem Personal und das Berliner Hausrecht eine gewisse Gegenwehr.
Als einer der Hotspots für betuchte Bewohner wurde der Markt am Kollwitzplatz regelmäßig von wohlhabenden Einwohnern aus Prenzlauer Berg besucht. Hier fanden sie eine Möglichkeit, abseits von ihrem luxuriösen Alltag, in eine Welt der Konfrontation mit alltäglichen Dienstleistern einzutauchen. Es schien fast wie eine Tradition, sich jeden Samstag von den Angestellten die Meinung sagen zu lassen – fast wie ein Spiel für diejenigen, die wissen, dass sie als Eindringlinge in einer einst coolen Stadt angesehen werden.
Der ehemalige Currystand wurde durch einen grumpy Crêpes-Verkäufer ersetzt, der die gleiche Klientel bediente. Seine unerbittliche und gerechte Art zog Kunden aus der Ferne an, die das Erlebnis genießen wollten, sich von seinem scharfen Tonfall konfrontieren zu lassen. Der Verkäufer schien kein Blatt vor den Mund zu nehmen und sprach die Kunden offen auf ihre unfreundlichen Gewohnheiten an.
Trotz all der Kritik und Konfrontation war der Kollwitzplatz für viele wohlhabende Bewohner ein Ort der Zusammenkunft und des Vergnügens. Hier konnten sie sich vom stressigen Alltag lösen, sich völlig entspannen und ihren Nachwuchs beobachten, wie sie in unbeschwerter Unbekümmertheit spielten. Ein spezieller Ort, an dem die Hierarchien der Gesellschaft verschwimmen und die Authentizität des Berliner Lebensstils erfahrbar wird.