Angriff auf Maneo: Steinwurf trifft schwules Anti-Gewalt-Projekt in Berlin!

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Maneo in Berlin-Schöneberg wurde angegriffen, während queerfeindliche Angriffe stark anstiegen. Ermittlungen laufen.

Maneo in Berlin-Schöneberg wurde angegriffen, während queerfeindliche Angriffe stark anstiegen. Ermittlungen laufen.
Maneo in Berlin-Schöneberg wurde angegriffen, während queerfeindliche Angriffe stark anstiegen. Ermittlungen laufen.

Angriff auf Maneo: Steinwurf trifft schwules Anti-Gewalt-Projekt in Berlin!

Das schwule Anti-Gewalt-Projekt „Maneo“ in Berlin-Schöneberg war am Sonntagmorgen Ziel eines Angriffs. Eine Fensterscheibe des Projekts in der Bülowstraße wurde mit einem Stein beschädigt. Ein Anwohner, der gegen 6.30 Uhr ein Klirren hörte, bemerkte mehrere Personen, die hastig vom Tatort flüchteten. Daraufhin alarmierte sie die Polizei. Die Ermittlungen wurden vom polizeilichen Staatsschutz des Landeskriminalamts übernommen. „Maneo“ hat seit seiner Gründung im Jahr 1990 eine zentrale Rolle im Kampf gegen Gewalt gegen die LGBTQ+-Gemeinschaft in Berlin eingenommen und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Die Arbeit von „Maneo“ umfasst vor allem die Unterstützung von Opfern von Gewalttaten sowie die Prävention solcher Übergriffe. Der jüngste Vorfall fällt in einen alarmierenden Trend: Laut der Staatsanwaltschaft Berlin wurden im Jahr 2023 insgesamt 791 queerfeindliche Angriffe zur Anzeige gebracht. Diese Zahl hat sich in den letzten vier Jahren nahezu verdoppelt. Die betroffenen Verbände schätzen, dass die Dunkelziffer viel höher liegt, da nicht alle Angriffe gemeldet werden.

Anstieg queerfeindlicher Angriffe

Im Kontext dieser Entwicklung präsentierte Maneo am 17. Mai den MANEO-Report 2023, der anlässlich des Internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans* und Queer*phobie veröffentlicht wurde. Der Bericht umfasst 240 Seiten, auf denen die Ergebnisse der Arbeit von MANEO im Jahr 2023 dokumentiert sind. In diesem Jahr wurden 685 neue Fälle und Hinweise mit LSBTIQ+ feindlichen Bezügen erfasst, was einem Anstieg von 23% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Insgesamt konnten 1.014 Fälle erfasst werden, was ebenfalls einen Anstieg von 29% zeigt. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für die Arbeit von „Maneo“ wächst und auch, dass immer mehr Menschen bereit sind, Übergriffe zu melden.

Die Statistiken sind alarmierend: Im Jahr 2023 wurden 17.007 Fälle von Hasskriminalität im Kriminalpolizeilichen Meldedienst erfasst, darunter 1.785 Straftaten, die sich gezielt gegen LSBTIQ* richteten. Dies stellt einen deutlichen Anstieg dar, auch im Vergleich zu den 1.188 Fällen im Vorjahr. Häufigste Delikte waren Beleidigungen, Gewalttaten sowie Nötigungen und Bedrohungen. Mit 212 Opfern von Gewalttaten gegen LSBTIQ* im Jahr 2023 ist eine besorgniserregende Zunahme im Vergleich zu den 197 Fällen des Vorjahres zu verzeichnen.

Die Dunkelziffer bleibt hoch

Analysen zeigen, dass die Zahl der Straftaten im Bereich „Sexuelle Orientierung“ und „Geschlechtsbezogene Diversität“ seit 2010 nahezu verzehnfacht wurde. Eine Dunkelfeld-Studie mit dem Titel „A long way to go for LGBTI equality“ aus dem Jahr 2020 ergab, dass 96% der befragten LSBTIQ* Hate Speech und 87% körperliche oder sexuelle Übergriffe nicht zur Anzeige bringen. Gründe hierfür sind oft eine Wahrnehmung der Vergehen als „zu gering oder nicht ernst genug“ (33%) sowie die Angst vor homo- oder transphoben Reaktionen der Polizei (23%).

Bundeskriminalamt engagiert sich aktiv für die Förderung von Vielfalt und gegen Hass, Diskriminierung und Gewalt. Es hat Programme zur kriminalpolizeilichen Prävention eingeführt und eine Landkarte mit Angeboten gegen LSBTIQ*-gerichtete Straftaten erstellt. Zudem wurde anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie am 17. Mai die Regenbogenflagge gehisst, um das Bekenntnis zu einer offenen und toleranten Gesellschaft zu unterstreichen.

Insgesamt zeigen die wiederholten Angriffe auf Einrichtungen wie „Maneo“ die Dringlichkeit, die Präventionsarbeit zu intensivieren und die Sichtbarmachung von Gewalt gegen die LGBTQ+-Gemeinschaft voranzutreiben. Die Gesellschaft steht vor der Herausforderung, nicht nur über Akzeptanz zu sprechen, sondern auch konkrete Schritte zu unternehmen, um die Sicherheit aller Menschen zu gewährleisten.

rbb24 berichtet, Maneo berichtet und BKA berichtet.