Berlin Aktuell

Zwischen Luxus und Elend: Das harte Leben der Flussmenschen von Berlin

Titel: Das harte Leben der Flussmenschen von Berlin

Untertitel: Wohnungslosigkeit und Drogensucht am Landwehrkanal

Berlin, die pulsierende Hauptstadt, ist bekannt für ihre zahlreichen Wasserwege. Die Spree, Seen und Kanäle durchziehen die Millionen-Metropole und verleihen ihr ein lebendiges Flair. Doch hinter den Massen von Touristen und Feiernden verbirgt sich eine zunehmende Problematik: Immer mehr Zelte sind in den Büschen entlang des Landwehrkanals zwischen Neukölln und Kreuzberg zu entdecken. Hier finden die Flussmenschen von Berlin ihre Behausungen.

Der Kontrast könnte nicht größer sein: Vorne sitzen die Touristen und Berliner in den Luxusläden und genießen das Leben in vollen Zügen, während hinten im Busch ein rotes Zelt den Unterschlupf der Wohnungslosen markiert. Diese Menschen können aufgrund der extrem gestiegenen Mietpreise nicht mehr mit der Entwicklung Schritt halten und leben unter elendsten Bedingungen am Ufer des Kanals. Das Pfandflaschensammeln ist ihre einzige Einkommensquelle, um ihren zerstörerischen Drogenkonsum und das tägliche Überleben zu finanzieren.

Wisie, ein 54-jähriger Mann, der unter einer Terrasse am Kanal haust, erzählt von seinem harten Alltag. „Abends kommt der Tanz der Ratten und des Ungeziefers. Die Ratten fressen sich durch jede Tüte, in der ein kleines Stück Essen versteckt ist“, berichtet er. Wisie kam aufgrund seiner Drogensucht, Beschaffungskriminalität und Haftzeit auf die Straße. Obdachlosenunterkünfte waren für ihn keine Lösung. Durch das Sammeln von Pfandflaschen verdient er rund 20 Euro am Tag, genug für eine Kugel Heroin und etwas zu Essen. Doch Wisie macht auch auf die steigende Zahl der Wohnungslosen aufmerksam. Um die Brücke herum schätzt er etwa 13 Personen, und diese Zahl ist alarmierend hoch.

Ein paar Meter weiter lebt Rafal, ein 47-jähriger Pole, in einem Zelt. Um seine Heroinsucht zu finanzieren, stiehlt er täglich Waren im Wert von 140 bis 180 Euro, die er dann auf der Straße für einen Bruchteil des Wertes verkauft. Mit dem Erlös kauft er sich eine Kugel Heroin, von der er vier bis fünf am Tag benötigt. Der harte Alltag und die aussichtslose Situation bringen Rafal oft zum Weinen. Er betont, dass die Wohnungslosen keine Hilfe vom Staat erhalten, da sie befürchten, dass noch mehr Junkies nach Berlin kommen würden. Doch er macht deutlich: „Wir sind nicht nur Junkies, wir sind Menschen.“

Eine weitere Geschichte erzählt von Reza, einem 42-jährigen Mann aus dem Iran, der durch seine Drogensucht am Kanal strandete. Durch die Sucht verlor er den Kontakt zu seiner Familie und seinen beiden kleinen Söhnen. Reza hat nur eine Duldung und darf seit elf Jahren nicht arbeiten. Er sehnt sich nach einer Wohnung und nach der Möglichkeit, seine Familie wiederzusehen. Die Obdachlosigkeit und die damit verbundene Unsicherheit belasten ihn schwer.

Das harte Leben am Kanal hat einige der Wohnungslosen erfinderisch gemacht. Manche haben sich kleine Behausungen in den Büschen gebaut, andere leben in den Kästen von Rohren, die über den Kanal führen. Doch diese provisorischen Unterkünfte bieten nur wenig Schutz vor den Widrigkeiten des Alltags am Landwehrkanal.

Neuköllns Sozialstadtrat Hannes Rehfeld von der CDU betont, dass der schleppende Wohnungsbau in Berlin ein großes Problem darstellt. Es ist schwierig zu sagen, wie viele Obdachlose es in der Stadt gibt, aber die Zahlen nehmen sichtbar zu, da immer mehr Rückzugsräume für sie wegfallen. Rehfeld fordert verstärkten Wohnungsbau als Lösungsansatz für die Schwächsten der Schwachen in der Gesellschaft. Derzeit sind jedoch viele Bezirke aufgrund von Haushaltslöchern gezwungen, extrem zu sparen. Es fehlt an finanziellen Ressourcen für die Obdachlosenhilfe.

Das harte Leben der Flussmenschen von Berlin stellt die Stadt vor große Herausforderungen. Die politischen Diskussionen und möglichen Lösungsansätze sind vielschichtig, aber für diejenigen, die am Ufer des Landwehrkanals unter elenden Bedingungen leben, bleibt die Zukunft ungewiss. Das Leben im Freien, geprägt von Drogen, Entbehrungen und Unsicherheit, hat sie gezeichnet und an das raue Leben angepasst.

Foto: Til Biermann

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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