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Zoff im Berliner Hinterhof – Filmkritik zu ‚Black Box‘ von Anke Sterneborg

Filmkritik | "Black Box" Zoff im Berliner Hinterhof Do 10.08.23 | 08:26 Uhr | Von Anke Sterneborg Streit um die Mülltonnen, ein Polizeieinsatz - und das in einem Berliner Altbau-Biotop. Mit feinem Gespür für das Mit- und Gegeneinander der Kulturen und einem grandiosen Ensemble seziert "Black Box" die deutsche Gesellschaft. Von Anke Sterneborg Alles beginnt mit dem Rumms, mit dem ein großer Büro-Container von oben durch die Lüfte mitten in einem Altberliner Hinterhof platziert wird. Hier residiert künftig Herr Horn als Vertreter der Hausverwaltung. Verkörpert wird er von Felix Kramer, der zwischen der rbb-Serie "Warten auf'n Bus" und Emily Atefs Literaturverfilmung "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" eine große darstellerische Bandbreite gezeigt hat. Horn wirkt zunächst höflich und entgegenkommend, zeigt aber auch bald eine jovial unterfütterte Härte. Das zweite, noch eher alltägliche, Ärgernis für die Hausbewohner sind die Mülltonnen der Bäckerei, die nun auch noch im Hinterhof stehen sollen. Während manche Mieter gute Miene zum bösen Spiel machen, wehren sich andere entschieden. Lehrer Erik Behr (Christian Berkel) stellt Herr Horn aufgebracht zur Rede: "Kucken Sie sich das mal an! Eine Schande ist das, unter meinem Fenster, ich kann nicht mal mehr das Fenster aufmachen, wegen der Fliegen. Und dann der Gestank…" Richtig sauer wird er, als Herr Horn ihn dann auch noch beschuldigt, ihn mit einem Ei beworfen zu haben. Das lockere "Herr Berk" will er sich auch nicht gefallen lassen: "Herr Dr. Behr, bitte!" Getarnte Wahrheiten Es ist ein großes Vergnügen, das fein austarierte Spiel mit Gestik, Mimik und Stimmmodulation zu beobachten. Mindestens so wichtig wie das Ausgesprochene, ist das Nichtgesagte. Und jeder Satz beinhaltet wenigstens noch eine verborgene Wahrheit. Aus offen ausgetragenen oder unterschwellig durchsickernden Feindseligkeiten entwickelt sich im Hinterhof ein nachbarschaftlicher Kleinkrieg, in dem arm und reich, links und rechts, Biodeutsche und Zuwanderer oft gereizt und feindselig aufeinandertreffen. Das illustre Schauspielerensemble, zu dem auch Luise Heyer, Inka Friedrich, Anne Ratte Polle und Hanns Zischler gehören, lässt sich Bösartigkeiten und Schmeicheleien, diskriminierende Beleidigungen und Angriffe in vielen Nuancen auf der Zunge zergehen. "Black Box" ist ein Kammerspiel, das sich vom Hof in die Wohnungen, über das Dach und bis in den Keller ausbreitet. Kriegerische Belagerung Als dann auch noch vermummte Polizisten anrücken, wird aus dem nachbarschaftlichen Kleinkrieg eine Front zwischen Bewohnern und Regierung, aus dem Alltagsrassismus eine Frage der nationalen Sicherheit: Die Straße wird gesperrt, keiner darf das Haus verlassen. Die irritierten Bewohner werden aufgefordert, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Aus Sicherheitsgründen werden keine Informationen herausgegeben. Wie lange das Ganze dauert, ist ungewiss. Mit sanfter Stimme beginnt Herrn Horn Andeutungen zu machen und Gerüchte zu streuen: "Es gibt einen Hinweis, eine Problemwohnung, die Mieterin, Iranerin … ich spreche von Aktivitäten in Wohnungen, die uns nicht gehören…" Seine Sätze sind gespickt mit Trigger-Worten, zu denen jeder sofort Bilder, Ängste und Verdachtsmomente im Kopf hat. Gezielt sät er Zwietracht und Misstrauen unter den Mietern. Horn, das deutet

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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