In den letzten Tagen sorgte ein Video einer vermeintlichen Löwin für Aufregung in Kleinmachnow, einem Berliner Vorort. Doch es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Tier um ein Wildschwein handelte. Wie reagieren die Bürger jetzt?
Einige Tage lang war das Video einer angeblichen Löwin das Gesprächsthema in Kleinmachnow. In dem kurzen Video war ein Tier zu sehen, das in den Wäldern südwestlich von Berlin umherstreifte. Viele Menschen rund um den Globus nahmen an, dass es sich um eine Löwin handelte. Doch die tatsächliche Aufnahme zeigte ein Wildschwein.
Das Erscheinen eines Wildschwein-Videos hätte in Kleinmachnow keine große Aufregung hervorgerufen. Die Menschen hier sind es gewohnt, mit Wildschweinen zu leben. Eine Amerikanerin, die in Kleinmachnows Nachbarort Stahnsdorf lebt, berichtet, wie normal Begegnungen mit Wildschweinen hier sind. Sie hat keine Angst vor ihnen. Aber eine Löwin?
Am Tag der vermeintlichen Sichtung der Raubkatze bekam die Amerikanerin überraschende Anrufe von Freunden und Familienangehörigen aus ihrer Heimat. Die Nachricht von der angeblichen Löwin hatte es bis über den großen Teich geschafft. Zu diesem Zeitpunkt war der Rathausmarkt in Kleinmachnow bereits menschenleer. Die Händler hatten entschieden, ihre Waren nicht zu verkaufen, um zu verhindern, dass die Menschen trotz der Löwen-Warnungen zum Einkaufen kommen würden.
Eine Woche später ist in Kleinmachnow von dem Wirbel, den der Vorort national und international verursacht hat, nichts mehr zu spüren. Der Rathausmarkt ist wieder belebt und alles ist normal. Die einzige Tierart, die zur Normalität in Kleinmachnow gehört, ist das Wildschwein. Eine ältere Dame erzählt von einer Begegnung mit einem solchen Tier an einer roten Ampel. Angeblich hat das Wildschwein mit ihr gewartet und anschließend mit ihr gemeinsam die Straße überquert. Natürlich lässt sich diese Geschichte nicht überprüfen, aber sie verdeutlicht, wie normal Begegnungen mit Wildschweinen südwestlich von Berlin sind. Die Dame wird von Tieren nicht erschreckt und lächelt verschmitzt. Der Rummel um die Löwin hat sie nicht gestört.
Nur die Verkäuferin eines Obst- und Gemüsestandes fühlt sich von der Situation „verschaukelt“. Sie vermutet, dass die Presse das Sommerloch füllen wollte. Der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert, stimmt ihr zu. Er glaubt auch, dass die Medien nur deshalb so viel Aufmerksamkeit auf den Vorfall gelenkt haben, weil sonst wenig los war. Dennoch erkennt der Lokalpolitiker den Nutzen des Medienrummels. Die Suche nach der Löwin hat die Menschen im Ort zusammengebracht und war gute Werbung für Kleinmachnow. Viele Menschen kennen den Ort jetzt, die vorher nicht einmal wussten, wo er liegt.
Die Meinungen über den Medienhype sind geteilt. Manche Händler, wie zum Beispiel der Obst- und Gemüsehändler Wolf Joachim, halten die Werbung nicht für notwendig. Er ist der Meinung, dass man ihn sowieso kennt, wo er auch erscheint. Trotzdem ist er zufrieden mit dem Krisenmanagement des Bürgermeisters während der Löwen-Suche.
Die Bürger von Kleinmachnow nehmen den Trubel, den ihr Ort zuletzt erlebt hat, gelassen hin. Einige schmunzeln über das Thema. Jetzt geht es eben wieder um die Wildschweine. Die angebliche Löwin hat, genauso wie der Medienrummel darum, keine Spuren hinterlassen. Der Blumenhändler am Rathausmarkt sagt, dass es ihnen nicht geschadet hat. Der Fischhändler verkauft weiter Lachs an die Leute.
Abschließend kann man sagen, dass die Bürger von Kleinmachnow die Löwen-Suche mit Humor genommen haben. Es war ein kurzer Wirbel, der den Ort für kurze Zeit weltberühmt gemacht hat. Jetzt ist alles wieder beim Alten und die Menschen können sich wieder den Alltagsthemen widmen, darunter auch den Wildschweinen. Der Vorfall hat jedoch gezeigt, wie gut die Menschen in Kleinmachnow zusammenhalten und wie schnell sich eine Gemeinschaft in schwierigen Situationen formieren kann.