Sanierungsoffensive: Ein Schritt in Richtung Klimaneutralität und soziale Gerechtigkeit
Berlin, 10. September 2024. Der Gebäudesektor in Deutschland steht im Fokus einer dringenden Diskussion über eine nachhaltige Sanierungsstrategie. Experten und Entscheidungsträger kamen heute in Berlin zusammen, um die Bedeutung einer umfassenden Sanierungsoffensive zu erörtern, die sowohl die Klimaziele des Landes als auch die sozialen Bedürfnisse der Gesellschaft berücksichtigen muss.
Ein gemeinsames Treffen wurde von der Gebäude-Allianz, einem Zusammenschluss aus verschiedenen Verbänden, organisiert. Zu den Teilnehmern gehörten Vertreter*innen des Bundesministeriums für Bau und des Bundesministeriums für Wirtschaft. Dabei wurde die entscheidende Rolle von energetischen Sanierungen für die Erreichung der deutschen Klimaziele hervorgehoben. Ein klimaneutraler Gebäudesektor ist nicht nur wichtig für den Umweltschutz, sondern bringt auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile mit sich.
Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), betonte die Dringlichkeit eines effektiven Wendeprozesses. „Die Klimakrise schreitet voran. Wir brauchen eine Sanierungsoffensive, die nicht nur ambitioniert, sondern auch sozial gerecht ist. Die Sanierungsquote muss erhöht und der Energieverbrauch gesenkt werden“, erklärte Bandt. Diese Worte verdeutlichen die Notwendigkeit, aktiv zu werden, bevor der Klimawandel noch gravierendere Auswirkungen hat.
Die sozialen Dimensionen der Sanierung
Die Diskussion um die Sanierung geht jedoch über klimatische Aspekte hinaus. Dr. Melanie Weber-Moritz, Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbunds, wies darauf hin, dass die energetische Sanierung vor allem für Mieterinnen und Mieter von Bedeutung ist. „Es ist wichtig, dass energetische Sanierungen nicht zu höheren Mietkosten führen“, betonte sie. Ein faires und gerechtes Verfahren ist unerlässlich, um die Akzeptanz und den Erfolg solcher Maßnahmen in der Gesellschaft zu sichern.
Darüber hinaus stellte Eva Maria Welskopp-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, fest, dass auch öffentliche Gebäude wie Schulen und Kitas in den Prozess einbezogen werden müssen. Diese Orte sind oft besonders von extremen Wetterbedingungen betroffen und benötigen dringend Anpassungen, die sowohl klimafreundlich als auch sozial verantwortungsvoll sind.
Wirtschaftliche Nachhaltigkeit als Vorteil
Zugleich wird die Sanierungsoffensive als Chance für die deutsche Wirtschaft gesehen. Christian Noll, Geschäftsführer der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz, erklärte: „Die Lösungen für eine energetische Wende stehen bereits zur Verfügung. Was fehlt, sind verlässliche Rahmenbedingungen, die es der Wirtschaft ermöglichen, langfristig in nachhaltige Lösungen zu investieren.“
Mehr Investitionen in die Sanierung können nicht nur den Wert der Immobilien erhöhen, sondern auch die Volkswirtschaft entlasten. Geringere Klimafolgekosten sowie eine Verringerung der Emissionen sind wichtige Ziele, die ein umfassendes Sanierungskonzept unterstützen kann.
Ausblick auf die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie
Ein weiterer Aspekt der Diskussion war die Umsetzung der Europäischen Gebäuderichtlinie (EPBD), die im April 2024 beschlossen wurde. Diese Richtlinie soll dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Energiearmut zu bekämpfen. Dabei spielen die mindesteffizienzstandards für Bestandsgebäude eine entscheidende Rolle. Der deutsche Gesetzgeber hat nun die Aufgabe, diese Richtlinie innerhalb der nächsten zwei Jahre in nationales Recht umzusetzen.
Die erfolgreiche Umsetzung dieser Richtlinie ist ausschlaggebend dafür, ob die gesetzten Klimaziele erreicht werden können. Ein nationales Sanierungsprogramm, das die Bedürfnisse der Mieter und die Anforderungen der Wirtschaft berücksichtigt, könnte der Schlüssel zum Erfolg sein.
Fazit: Ein gemeinsam getragener Weg
Die heutige Diskussion auf dem Sanierungsgipfel verdeutlicht ein gemeinsames Ziel – den Gebäudesektor in Deutschland klimaneutral und sozial gerecht zu gestalten. Sowohl die Regierung als auch die verschiedenen Verbände müssen Hand in Hand arbeiten, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen und gleichzeitig die soziale Infrastruktur zu stärken. Ein gemeinsamer Plan könnte nicht nur zum Schutz des Klimas beitragen, sondern auch die Lebensqualität vieler Menschen verbessern.