Niedriger Anteil junger Frauen und Mädchen an Pillenverordnungen
Der Anteil an Frauen und Mädchen unter 22 Jahren, denen die Pille verschrieben wird, nimmt weiterhin ab, wie eine Analyse der GKV-Verordnungsdaten der AOK zeigt. Im Jahr 2023 wurde die Pille nur noch bei einem Viertel (25 Prozent) dieser Altersgruppe verschrieben, was einem Rückgang von zehn Prozentpunkten innerhalb von drei Jahren entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr 2022 sank der Anteil um drei Prozentpunkte. Die Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel werden von der Krankenkasse für Versicherte unter 22 Jahren übernommen, weshalb Trends gut anhand von Verordnungsdaten dokumentiert werden können.
Trotz des Rückgangs bleibt die Pille das am häufigsten verordnete Verhütungsmittel. Im Vergleich zu anderen verschreibungsfähigen Methoden, wie Spiralen, Vaginalringen und Hormonpflastern, setzt sich der Trend zu risikoärmeren Präparaten fort. Kombinierte Pillen mit den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat gelten als risikoärmer. Pillen mit einer Wirkstoff-Kombination aus Ethinylestradiol mit Drospirenon, Desogestrel, Chlormadinonacetat und Gestoden sind laut Studienlage risikoreicher in Bezug auf die Entstehung von Beinvenenthrombosen und Lungenembolien als levonorgestrelhaltige orale Kontrazeptiva.
Dr. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes, erklärt, dass die Nachteile und Risiken hormoneller Verhütungsmethoden heute stärker öffentlich thematisiert werden. Frauen fühlen sich besser informiert, sowohl durch das Internet als auch durch ärztliche Beratung. Dies kann zu einem veränderten Verhalten und einer kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu bewussteren Entscheidungen für risikoärmere Präparate führen. Weitere Erklärungen wie die wachsende Bedeutung von Barrieremethoden wie Kondomen sind ebenfalls denkbar. Die Entscheidung für ein Verhütungsmittel sollte immer individuell unter Berücksichtigung von medizinischen Vorerkrankungen und Lebensumständen getroffen werden.
Bei Frauen, die Kombinationspräparate nicht vertragen, können Alternativprodukte wie die Minipille, der Vaginalring oder die Spirale eingesetzt werden. Der Verordnungsanteil der Minipille stieg von einem Prozent im Jahr 2014 leicht auf drei Prozent im Jahr 2023 an. Die Minipille eignet sich auch für stillende Frauen, da sie kein Östrogen enthält. Der Anteil intrauteriner Kontrazeptiva (Hormonspirale) ist bei den unter 22-Jährigen nur gering, obwohl sie Levonorgestrel enthalten und somit ein niedrigeres Thromboserisiko aufweisen. Hormonpflaster und Vaginalring machen zusammen nur zwei Prozent der Verordnungen aus, weisen jedoch ein erhöhtes Risiko für Embolien und Thrombosen auf.
Die Analyse der AOK-Verordnungsdaten zeigt deutlich, dass sich die Verhütungsgewohnheiten junger Frauen und Mädchen ändern. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen wird.