„Berliner Morgenpost“: Eine umfassende Vorbereitung auf zukünftige Pandemien ist unverzichtbar – Kommentar von Kai Wiedermann
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verhandelt seit zwei Jahren über ein Pandemie-Abkommen, das sicherstellen soll, dass zukünftige Krisensituationen besser bewältigt werden als die Corona-Pandemie. Angesichts der Tatsache, dass die letzte Pandemie weltweit etwa 20 Millionen Menschenleben gefordert hat, ist dies von großer Bedeutung.
Eigentlich sollte das Abkommen im Mai abgeschlossen sein, doch es gab Streitigkeiten bezüglich der Zuständigkeiten und der Finanzierung. Bis heute wurde das Abkommen nicht unterzeichnet. Nun wird im Hintergrund nach Lösungen gesucht, denn es heißt aus WHO-Kreisen, dass noch nicht alles verloren ist.
In diese Zeit platzen nun jedoch beunruhigende Nachrichten aus den USA. Das Vogelgrippevirus hat in kurzer Zeit neue Wirte erschlossen, darunter Seelöwen, Frettchen und Katzen. Die Tatsache, dass es nun auch Milchkühe infizieren kann und von dort auf Menschen übertragbar ist, ist ein weiteres Alarmsignal. Influenzaviren wie H5N1 haben nicht nur verheerende Auswirkungen auf die Vogelwelt, sondern bergen auch tatsächlich das Potenzial für eine Pandemie.
Die WHO stuft das akute Risiko momentan zwar als gering ein, warnt aber eindringlich davor, den Kampf gegen H5N1 zu vernachlässigen. Infektiologen und Virologen auch in Deutschland mahnen zu einer konsequenten Vorbereitung auf den Ernstfall.
Für das Pandemie-Abkommen bedeutet dies nur eines: Die Kleinlichkeit bei den Verhandlungen muss ein Ende haben. Ein Scheitern können wir uns nicht erlauben, besonders wenn wir wirklich aus den Erfahrungen der Corona-Krise lernen wollen. Wer jetzt noch blockiert, hat die Gefahr nicht erkannt.