Berlin Aktuell

Obdachlose in Berlin: Lager wachsen und ihre Zahl steigt stetig – Berichte über eine zunehmende Verelendung in der Hauptstadt.

Die Zahl der Obdachlosen in Berlin nimmt stetig zu. Wer regelmäßig in Berlin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt oder durch Parks und Unterführungen läuft, wird schnell feststellen, dass die Stadt mit obdachlosen Menschen überfüllt ist. Vor allem im Sommer findet man sie in verschiedenen Stadtteilen, wie Friedenau, Mitte oder Prenzlauer Berg, wohnhaft in Bretterverschlägen, Zelten oder Matratzenlagern. Es handelt sich teilweise um größere Camps mit mehreren Dutzend Bewohnern, die mit Sofas, Teppichen und Stehlampen ausgestattet sind. An einigen Orten, wie am Wannsee und am Messegelände ICC, wurden ganze Matratzenlager errichtet.

Der Berliner Senat hat bereits im Januar 2020 eine Zählung der Obdachlosen durchgeführt, bei der rund 2000 Obdachlose erfasst wurden. Neuere Zahlen liegen nicht vor, daher müssen Schätzungen von Hilfsorganisationen herangezogen werden. Gangway, der größte Träger von Straßensozialarbeit, schätzt, dass mittlerweile bis zu 7000 Obdachlose in Berlin leben. Hinzu kommen Zehntausende wohnungslose Menschen, die sich von Freund zu Freund hangeln. Insgesamt sollen in der Stadt etwa 60.000 Menschen betroffen sein. Dabei gehen Experten davon aus, dass ein bis zwei Prozent davon innerhalb weniger Jahre obdachlos werden.

Die sozialen Bedingungen für Obdachlose in Berlin haben sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Die Lebensumstände werden als Existenzkampf und nicht mehr als normales Leben wahrgenommen. Der Druck, die Gewalt und die psychische Belastung sind gestiegen, insbesondere während der Corona-Pandemie. Die Kommunikation mit den Obdachlosen ist schwieriger geworden, da es an Know-how mangelt, um angemessen auf sie einzugehen.

Juri Schaffranek, Sozialarbeiter von Gangway, berichtet von immer größeren Gruppen an Obdachlosen an bekannten Hotspots in der Stadt wie dem Bahnhof Zoo, dem Ostbahnhof oder dem Frankfurter Tor. Gleichzeitig entstehen immer mehr kleinere Lager in Berlin. Er spricht von einer deutlichen Zunahme von psychischen Störungen unter den Obdachlosen und stellt fest, dass die Verelendung in Berlin immer weiter zunimmt.

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Die Gründe für den Anstieg der Obdachlosenzahl sind vielfältig. Tanja Schmidt vom Verein Straßenfeger sieht wirtschaftliche Aspekte als einen der Hauptgründe, da die Inflation die Lebenshaltungskosten steigen lässt. Das Hauptproblem sei jedoch der angespannte Wohnungsmarkt. Vor allem ältere Menschen seien davon betroffen, wenn sie aufgrund von Eigenbedarf aus ihren Wohnungen verdrängt werden und keine bezahlbaren Alternativen finden.

Jürgen Mark von der Notübernachtung in Charlottenburg sieht neben dem Mangel an Wohnraum auch den starken Zuzug aus dem Ausland als Grund für die Zunahme der Obdachlosigkeit. Insbesondere Menschen aus Osteuropa, wie Polen, Rumänien, Bulgarien und dem Baltikum, kommen nach Berlin in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Dort werden sie häufig stigmatisiert und körperlich angegriffen. Berlin hingegen bietet ein gut ausgebautes Hilfesystem und ist daher attraktiv für Obdachlose.

Trotz der Ausweitung der Hilfsstrukturen stößt das Hilfsangebot zunehmend an seine Grenzen. Die Unterbringung ukrainischer Geflüchteter stellt eine weitere Herausforderung dar. Gebäude, die eigentlich für obdachlose Menschen bestimmt waren, wurden teilweise ukrainischen Geflüchteten zur Verfügung gestellt.

Die steigende Zahl der Obdachlosigkeit in Berlin ist ein alarmierendes Problem. Es bedarf dringender Maßnahmen, um Wohnungslosigkeit zu bekämpfen und die Situation der betroffenen Menschen zu verbessern. Die Verbesserung des Zugangs zu bezahlbarem Wohnraum und die Stärkung sozialer Unterstützungsangebote sollten dabei im Vordergrund stehen.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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