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Nur jede:r Dritte lässt Smartphones reparieren: Hohe Kosten und Intransparenz beeinflussen Kaufentscheidungen

Nachhaltigkeit von Smartphones: Reparaturkosten beeinflussen Kaufentscheidungen

Eine neue Umfrage des TÜV-Verbands zeigt, dass hohe Reparaturkosten dazu führen, dass viele Verbraucher:innen ein defektes Smartphone lieber neu anschaffen anstatt es reparieren zu lassen. Diese Entscheidung hat jedoch negative Auswirkungen auf die Umwelt und den Geldbeutel der Verbraucher:innen.

Die Untersuchung ergab, dass etwa jeder dritte Bundesbürger:in in den letzten fünf Jahren mit einem defekten Smartphone zu kämpfen hatte. Von diesen haben allerdings nur 32 Prozent das Gerät reparieren lassen. Die restlichen 68 Prozent haben sich aus verschiedenen Gründen gegen eine Reparatur entschieden.

Einer der Hauptgründe für die Ablehnung einer Reparatur sind die hohen Kosten. Laut der Umfrage haben 30 Prozent der Befragten aufgrund der finanziellen Belastung auf eine Reparatur verzichtet. Zusätzlich haben 31 Prozent das Handy nicht reparieren lassen, weil sie der Meinung waren, dass es nicht mehr zu retten war. Weitere 7 Prozent hatten nicht einmal daran gedacht, ihr Gerät reparieren zu lassen.

Die Tatsache, dass Reparaturen für Verbraucher:innen oft undurchsichtig sind, trägt ebenfalls zur Entscheidung bei, ein neues Smartphone zu kaufen anstatt das alte zu reparieren. Die Umfrage zeigt, dass 15 Prozent der Befragten ihr Handy in einem Fachgeschäft reparieren ließen, während 10 Prozent die Reparatur vom Hersteller durchführen ließen. Lediglich 7 Prozent haben das Gerät auf eigene Faust repariert. Viele Verbraucher:innen sind unsicher über die Möglichkeiten und Kosten einer Reparatur und sind auf die Informationen der Hersteller angewiesen.

Diese mangelnde Transparenz und das hohe Kostenrisiko führen dazu, dass die Reparatur von Smartphones eher die Ausnahme als die Regel ist. Dabei wäre die Reparatur die nachhaltigere Option im Vergleich zum Neukauf eines Geräts. Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband, betont daher die Bedeutung des neuen „Rechts auf Reparatur“ der Europäischen Union. Dieses soll Verbesserungen in Bezug auf die Kosten, Reparierbarkeit und Verfügbarkeit von Reparaturdiensten bringen.

Die Umfrage zeigt auch, dass der häufige Wechsel von Smartphones eine große Umweltbelastung darstellt. Rund 16 Prozent der Verbraucher:innen tauschen ihr Gerät bereits nach zwei Jahren aus, während weitere 35 Prozent es nach drei bis vier Jahren ersetzen. Lediglich 24 Prozent nutzen ihr Smartphone fünf Jahre oder länger. Diese schnelle Erneuerung von Geräten führt zu einem hohen Energieaufwand bei der Herstellung und zur erhöhten Nachfrage nach seltenen Erden und Rohstoffen. Diese sind größtenteils nicht erneuerbar und werden oft unter Einsatz schädlicher Chemikalien abgebaut.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat die EU kürzlich die Ökodesign-Verordnung für Smartphones eingeführt. Ab Mitte 2025 gelten strengere Anforderungen an die Reparierbarkeit, den Energieverbrauch und die Langlebigkeit von Geräten. Diese Maßnahmen sollen die Ressourcenverschwendung reduzieren, die Umwelt entlasten und den Verbraucher:innen Geld sparen. Juliane Petrich betont jedoch, dass eine effektive Umsetzung dieser Anforderungen entscheidend ist.

Um Verbraucher:innen bei der Auswahl von reparierbaren Produkten zu unterstützen, schlägt Petrich die Einführung eines Prüfzeichens vor. Dieses Zeichen, beispielsweise „Ready to Repair“ genannt, würde anzeigen, dass die Reparierbarkeit eines Geräts von unabhängigen Stellen bestätigt wurde. Dadurch hätten Verbraucher:innen eine verlässliche Orientierungshilfe und könnten ihre Kaufentscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit treffen.

Insgesamt zeigt die Umfrage, dass hohe Reparaturkosten und undurchsichtige Reparaturoptionen viele Verbraucher:innen davon abhalten, ihre Smartphones reparieren zu lassen. Durch eine verbesserte Transparenz, Zugänglichkeit und Kennzeichnung von reparierbaren Produkten sowie strengere Vorgaben für die Hersteller könnte die Nachhaltigkeit von Smartphones jedoch erhöht werden.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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