Fischsterben im Landwehrkanal – Ursachen und Auswirkungen
In den letzten Tagen haben sich traurige Szenen im Berliner Landwehrkanal abgespielt. Eine große Anzahl von Fischen und Ratten ist dort gestorben. Besonders erschreckend ist, dass mehr Fische erstickt sind als in den letzten fünf Jahren zusammen. Aber was hat zu diesem massiven Fischsterben geführt?
Die Ursachen für das Fischsterben sind vielfältig. Zunächst einmal war das Wasser im Landwehrkanal aufgrund des schönen Wetters bereits ziemlich warm. Warmes Wasser kann weniger Sauerstoff speichern, was für die Fische lebensgefährlich werden kann. Darüber hinaus wurden durch drei aufeinanderfolgende Gewitter innerhalb kürzester Zeit Biomasse und Keime von Straßen, Dächern und Abwasser in den Kanal gespült. Diese Verschmutzungen haben dazu geführt, dass Mikroorganismen den vorhandenen Sauerstoff schnell aufgebraucht haben.
Normalerweise ist das Belüftungsschiff „Rudolf Kloos“ von Mai bis September auf dem Neuköllner Schifffahrtskanal und dem Landwehrkanal im Einsatz. Es verfügt über die Fähigkeit, das angesaugte Wasser mit reinem Sauerstoff anzureichern und somit die Sauerstoffversorgung für die im Kanal lebenden Organismen zu verbessern. Im vergangenen Jahr war das Schiff im Mai und Juni insgesamt 324 Stunden im Einsatz. In diesem Jahr begann der Betrieb jedoch erst am 22. Juni, also Tage nach den Gewittern.
Eine weitere Ursache für das Fischsterben liegt in organisatorischen Problemen. So wurde festgestellt, dass die Genehmigung für den Schiffsbetrieb nicht rechtzeitig beantragt wurde. Darüber hinaus sind Umbauten und Nachrüstungen am Schiff erforderlich, wie zum Beispiel Beschilderungen, Sicherheitseinrichtungen und Auslässe. Aufgrund dieser Mängel durfte das Schiff nur mit einer Sondergenehmigung ablegen.
Das Ausmaß des Fischsterbens war bereits im Vorfeld bedenklich. Denn nach der langen Trockenperiode und den anschließenden starken Regenfällen wurden bereits 7,5 Tonnen Kadaver, darunter sowohl Fische als auch Ratten, aus dem Wasser geborgen.
Die SPD-Tierexpertin Tamara Lüdke hat die zuständigen Behörden auf das Fischsterben aufmerksam gemacht und betont, dass es vermeidbar gewesen wäre. Sie kritisiert unter anderem, dass die Erlaubnis für den Betrieb des Belüftungsschiffs nicht rechtzeitig vorlag.
Nach Ende der aktuellen Belüftungssaison muss das Schiff im September in die Werft. Nach Abschluss der dortigen Arbeiten ist im Frühjahr 2024 wieder mit einer langfristigen Zulassung zu rechnen.
Das massive Fischsterben im Landwehrkanal ist eine traurige Folge der Umstände, die sowohl natürlicher als auch organisatorischer Natur sind. Es zeigt einmal mehr, wie wichtig eine effektive Gewässerüberwachung und -pflege ist, um solche Vorfälle zu verhindern und die Ökosysteme in unseren Gewässern zu schützen.