Berlin-Kreuzberg: Künstlerin muss nach 15 Jahren ihr Atelier räumen Die Künstlerin Maryna Baranovska aus der Ukraine ist gezwungen, ihr Atelier im Berliner Bezirk Kreuzberg zu verlassen. Nachdem sie 15 Jahre lang in dem 120 Quadratmeter großen Raum ihre Werke geschaffen hat, erhielt sie im April die Kündigung vom Eigentümer. Bis Ende Juli muss sie nun alles aus ihrem Atelier entfernen. Baranovska ist vor allem für ihre großflächigen Malereien bekannt. Viele ihrer Werke zeigen Strukturen, die an Buchrücken erinnern, sowie immer wiederkehrende Motive von Bäumen. In den letzten 20 Jahren hatte sie den Großteil ihrer künstlerischen Arbeiten in ihrem Atelier in Berlin angefertigt. Die Künstlerin hat an der Universität der Künste studiert und ihre Werke bereits in Berlin, Paris, Kiew und São João ausgestellt. Ihre Vita umfasst insgesamt 30 Einzel- und Gruppenausstellungen. Die Kündigung wurde von der Hausverwaltung im Auftrag der JaVa HAS52 GmbH & Co. KG ausgesprochen. Diese Gesellschaft wurde eigens für das Wohnhaus Hasenheide 52/53 gegründet, das im Jahr 2021 von der Firma gekauft wurde. Auf die Anfrage des Tagesspiegels, was mit dem Atelier geschehen soll, antwortete Peyvand Jafari, Geschäftsführer der Java Vermögensverwaltung GmbH, dass der Gewerberaum "revitalisiert" werden solle. Genauere Pläne wurden jedoch nicht genannt. Baranovska hat etwa 100 Kunstwerke in ihrem Atelier, die sie nun sortieren und anderweitig unterbringen muss. Als sie die Kündigung erhielt, bat sie um ein persönliches Gespräch, um zu erfahren, ob sie nach der Modernisierung den Raum wieder alleine oder zusammen mit anderen Künstlern anmieten könne. Ihre Anfrage wurde jedoch ignoriert. Die alleinerziehende Mutter hat vorübergehend zwei Lagerräume in Oberschöneweide und Kreuzberg zur Verfügung gestellt bekommen. Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler sowie das Frauenzentrum Schokofabrik ermöglichen ihr dort die Lagerung ihrer Werke. Baranovska plant außerdem, Frauentreffen in der Schokofabrik zu organisieren, um der Einrichtung etwas zurückzugeben. Trotzdem bedeutet die Räumung und der Umzug für die Künstlerin einen erheblichen Aufwand. Baranovska sieht die Kündigung als eine Aussortierung von Menschen, die nicht über genug Geld verfügen. Sie beklagt, dass Kunst heutzutage nicht mehr ausreichend Wertgeschätzt wird. Bisher hat sie den Eigentümer noch nicht persönlich getroffen, sondern lediglich über die Hausverwaltung mit ihm kommuniziert. Das Atelier in Kreuzberg war für Maryna Baranovska nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern ein Ort der Kreativität und Ruhe. Nun muss sie sich nach 15 Jahren von diesem Raum verabschieden und sich auf die Suche nach neuen künstlerischen Möglichkeiten machen.
NAG Redaktion
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