Schweres antisemitisches Attentat zerstört „BücherboXX am Gleis 17“
Eine Brandstiftung, die von Konrad Kutt als „schweres antisemitisches Attentat“ bezeichnet wurde, hat am Sonnabend die „BücherboXX am Gleis 17“ auf dem Vorplatz des S-Bahnhofs Grunewald zerstört. Der Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin ermittelt aufgrund des Verdachts judenfeindlicher Motive. Bei den verbrannten Büchern handelte es sich größtenteils um Literatur über die Verfolgung, Deportation und Ermordung vieler Berliner Juden in der Nazizeit.
Zeugen beobachteten frühmorgens zwischen 4 und 5 Uhr, wie ein Mann eine Kiste in die BücherboXX stellte und anzündete, berichtete die Polizei. Der Täter hinterließ laut Konrad Kutt ein „krauses, aber eindeutiges“ rechtsextremes Bekennerschreiben.
Konrad Kutt ließ insgesamt 19 ausgediente Telefonzellen in Berlin und im polnischen Posen für den kostenfreien Büchertausch zu „Nachhaltige BücherboXXen“ umgestalten. Sein Projekt, das vor 14 Jahren gestartet wurde, gilt als wegweisend für weitere Initiativen, bei denen Telefonzellen zu Straßenbibliotheken umgewandelt wurden. Die Schreibweise mit den zwei Großbuchstaben XX wurde von Kutt eingeführt. Im Jahr 2019 erhielt er für seine Verdienste die Bürgermedaille des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.
Besonders tragisch ist die Zerstörung der BücherboXX am Bahnhof Grunewald aufgrund ihrer Nähe zum Mahnmal „Gleis 17“. Das Mahnmal erinnert an den Ort, an dem viele tausend Berliner Juden während der Nazizeit in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. Die BücherboXX war diesem Thema gewidmet und enthielt neben Literatur auch ein Audiogerät, über das beispielsweise Lesungen aus Büchern gehört werden konnten.
Die Wände der BücherboXX waren mit dem Schriftzug „Gleis 17“ und hebräischen Schriftzeichen verziert. Ob und wie die Box durch eine neue ersetzt werden kann, ist noch nicht absehbar.
Leider ist es nicht das erste Mal, dass das Mahnmal Gleis 17 geschändet wurde. Bereits im vergangenen Juni stellte die Polizei „Einkerbungen und Farbabrieb“ an der metallischen Gedenktafel fest. Zudem waren ein Davidstern und der Schriftzug „Israel“ in die Steinmauer eingekratzt worden.