Philippe Quesnes neuestes Stück "Der Garten der Lüste" feierte seine Premiere im Rahmen des Festivals d'Avignon 2023 und wird aktuell im Haus der Berliner Festspiele aufgeführt. Die Inszenierung, die auch bei der Ruhrtriennale in Duisburg gezeigt wird, entführt das Publikum in eine fesselnde, skurrile Welt, die auf dem berühmten Triptychon von Hieronymus Bosch basiert, obwohl das Bild selbst nicht direkt zu sehen ist. Die Bühne wird von einer übergroßen Erdbeere, einem gigantischen Ei und einem alten Reisebus dominiert, der den Charakteren als Ort der Begegnung dient, während diese aus unterschiedlichsten Epochen reisenden Hippies und Künstlern bestehen. So beschreibt rbb24 die faszinierenden Elemente der Inszenierung, die das Publikum in ihren Bann ziehen und zugleich zum Nachdenken anregen.
Ein Spiegel der Menschheit
Laut nachtkritik.de verdeutlicht die Inszenierung die Vergänglichkeit und den Platz der Menschheit im Universum. An einem Punkt wird ein riesiges, geöffneter Ei feierlich mit Flötenmusik hereingetragen, was den trivialen Anfang sofort in eine bedeutungsvolle Dimension hebt. Die Charaktere, die trotz ihrer skurrilen Darstellung in einer utopischen Gemeinschaft zu leben scheinen, diskutieren philosophische Themen und teilen Texte von Shakespeare und Dante, während sie die wichtigsten Fragen des menschlichen Daseins anreißen. Der Abend ist geprägt von einer Kombination aus Poesie, Komik und absurder Stille, die sowohl die Zuschauer in ihren Bann zieht als auch zum Schmunzeln anregt.
Die Darsteller agieren im Stil einer 1960er Jahre Hippie-Kommune, während sie versuchen, durch einen Redekreis Entscheidungen zu treffen und sich mit Kunst und Kultur auseinanderzusetzen. Dies weist auf die subversive Kritik an der modernen Gesellschaft hin und lädt das Publikum dazu ein, die Bedeutung ihrer eigenen Existenz zu hinterfragen. Die Abneigung gegen die Perfektion der Event-Kultur wird von vielen Kritikern hervorgehoben, während die Inszenierung gleichzeitig eine faszinierende, fast surreale Atmosphäre schafft, die den Geist von Boschs Werk aufgreift und neu interpretiert. Trotz der wechselnden Stimmungen bleibt die Frage bestehen: Was bedeutet es, Mensch zu sein, und wie beeinflusst unser Dasein das Universum um uns herum?