Am 1. Dezember 2024 feiert die Köpenicker Hauptmanngarde ihr 20-jähriges Jubiläum, das an die legendäre Geschichte des Hauptmanns von Köpenick erinnert. Der Verein, der die Erinnerung an Wilhelm Voigt, den berüchtigten falschen Hauptmann, lebendig hält, plant ein großes Fest mit einem Umzug und einer öffentlichen Musterung der Rekruten. Klaus Hohlfeld, ein Mitglied des Trägervereins, verkündet, dass die Auftritte der Garde seit zwei Jahrzehnten ein Höhepunkt für Touristen in Köpenick sind. Diese finden traditionell von Mai bis Oktober statt, wo die Garde die spektakuläre Rathausbesetzung von 1906 nachstellt. Zu der Jubiläumsfeier werden auch der aktuelle Bürgermeister Oliver Igel und zahlreiche Fans der Garde erwartet, die mit einem Sektempfang und einer besonderen Ehrung der Gardisten ihren Dank aussprechen wollen.
Die Geschichte des Hauptmanns von Köpenick
Wilhelm Voigt, dessen bizarre Geschichte im Jahr 1906 begann, wurde am 13. Februar 1849 geboren. Er war ein Vorbestrafter, der zahlreiche Gefängnisaufenthalte hinter sich hatte, bevor er zu seinem spektakulären Überfall auf das Köpenicker Rathaus schritt. An einem Oktobertag im Jahr 1906 gelang es ihm, sich als Hauptmann des preußischen Garde-Regiments auszugeben und, unterstützt von einigen Soldaten, das Rathaus zu besetzen. Voigt ließ den Bürgermeister und andere Stadtbeamte „verhaften“ und raubte den Barbestand der Stadtkasse, der rund 3557 Mark betrug. Diese Summe wäre heute rund 26.000 Euro wert.
Die Geschichte verbreitete sich schnell und erlangte nationale Aufmerksamkeit. Diese Episode wurde nicht nur als komische Anekdote wahrgenommen, sondern warf auch Fragen zur Autorität des Militärs auf. Der Vorfall hinterließ einen bleibenden Eindruck in der deutschen Kultur und führte zu zahlreichen Theaterstücken, Filmen und sogar Satiren. Bis heute ist der Hauptmann von Köpenick ein Symbol für den Widerstand gegen willkürliche Autorität und genussvolle Auflehnung.
Die unermüdliche Arbeit der Köpenicker Hauptmanngarde zur Erinnerung an diesen „Eulenspiegel des wilhelminischen Militärstaats“ trägt dazu bei, die faszinierende Geschichte eines Mannes lebendig zu halten, der für einen kurzen Moment die Regeln der Gesellschaft auf den Kopf stellte. Laut bz-berlin.de werden die Feierlichkeiten mit einem besonderen Auftritt vor der Tourismusinformation in Köpenick gebührend gewürdigt.