Am Berliner Ensemble feierte die Inszenierung von Max Frischs Klassiker "Biedermann und die Brandstifter" unter der Regie von Fritzi Wartenberg ihre Premiere. Das Stück, bekannt als "Lehrstück ohne Lehre", thematisiert die Feigheit und Blindheit des Bürgers, hier verkörpert von Gottlieb Biedermann, der, obwohl er sich der Bedrohung bewusst ist, die Brandstifter in sein Haus einlädt. Das Publikum ist eingeladen, die schockierenden und zugleich grotesken Wendungen zu beobachten, während Biedermann von seinen Gästen, die als harmlose Hausierer auftreten, an die Wand gedrängt wird. Wie rbb24 berichtete, wird Biedermann von einer Zirkusfiguren-artigen Darbietung umgeben, die das Stück in eine Farce dreht. Der Charakter tritt in einem bunten Anzug und mit übertriebenen Accessoires auf, die seine naiven Ansichten widerspiegeln.
Die zentrale Botschaft des Stücks, das 1958 erstmals aufgeführt wurde, ist die Warnung vor der politischen Dummheit und Blindheit des Bürgers. Biedermann, ein Haarwasserfabrikant, lässt die beiden Brandstifter, Josef Schmitz und Wilhelm Maria Eisenring, nicht nur in sein Haus, sondern bietet ihnen auch Unterstützung, während sie ihre tödlichen Pläne offenbaren. Dies spiegelt sich in den düsteren Elementen des Theaterstücks wider, die in der heutigen Zeit durch aktuelle gesellschaftliche Strömungen erneut relevant werden. Laut Wikipedia kritisiert Frisch damit seit Jahrzehnten die Haltung des Bürgertums, das aus Angst und Unkenntnis wahre Gefahren ignoriert. Im Laufe der Inszenierung wird deutlich, dass das Publikum selbst als Komplize agiert, indem es passive Zustimmung zu den Geschehnissen gibt.
Die Regisseurin Wartenberg betont durch diese Inszenierung, dass auch in der heutigen Gesellschaft die Themen Feigheit und Ignoranz weiterhin präsent sind. Biedermann wird zu einer Figur, die die Verantwortung für seine Entscheidungen nicht übernehmen kann oder will, während sich das Publikum amüsiert und gleichzeitig in den Abgrund blickt. Das Stück zeigt in seiner Mischung aus Komik und Ernst, wie gefährlich es ist, die Augen vor der Realität zu verschließen – ein Thema, das auch in der heutigen Diskussion um politische und soziale Verantwortung uneingeschränkt aktuell ist.