In Brandenburg zeigen sich die Herausforderungen des Datings in ländlichen Gebieten auf eindrucksvolle Weise. Junge Frauen wie Lara Lossow, 22, aus Kyritz, beklagen, dass die begrenzte Auswahl an Singles in ihrer Kleinstadt ihre Möglichkeiten stark einschränkt. Trotz regelmäßigen „Tindern“ hat sie nur drei Dates gehabt, da die meisten ihrer Matches zu weit entfernt wohnen oder sie bereits kennt. Der Männerüberschuss in Brandenburg, mit 115 Männern auf 100 Frauen zwischen 18 und 29 Jahren, ist laut dem rbb eine interessante, aber problematische Statistik. Soziologin Katja Salomo betont, dass vor allem jüngere Frauen in die größeren Stadtstaaten abwandern, was die Situation weiter verschärft.
Die Realität des Landlebens
Die 38-jährige Angie Kraft aus dem 450-Seelen-Dorf Rühstädt hat ebenfalls eine frustrierende Dating-Erfahrung gemacht. Nach aktiven Dating-App-Nutzungen fiel ihr auf, dass viele potenzielle Partner ein niedriges Bildungsniveau aufweisen. Angies hohe Ansprüche an Bildung und soziale Einstellungen stehen im Kontrast zu dem, was sie auf den Apps findet. Vor allem rechte Einstellungen bei manchen Männern, die sie kennenlernt, sind für sie nicht akzeptabel. „Wenn jemand die AfD wählt und unbedingt Kinder will, habe ich keine Zukunft mit ihm“, erklärt sie. Angies Frustration spiegelt sich in ihrer mangelnden Motivation wider, die in den letzten Jahren nur zu vier Dates pro Jahr geführt hat.
Das Bild wird komplexer: Die kulturellen Unterschiede zwischen Stadt und Land sind gravierend, insbesondere in der Wahrnehmung von sozialen Normen. Während Tom Mittag, 33, aus Eberswalde sagt, dass sein Dating-Leben „nicht existent“ sei, ist er unverblümt über seine Suche, während Angie und Lara berichten, dass in ihren kleinen Gemeinden jeder jeden kennt, was das Dating erheblich erschwert. In Rühstädt wird ein rigoroses Urteil über das Verhalten von Frauen im Vergleich zu Männern gefällt – für Letztere ist der Umgang mit mehreren Partnern oft unproblematisch, während Frauen für ähnliche Verhaltensweisen verurteilt werden. Laut Lara sind die sozialen Barrieren auf dem Land höher als in der Stadt, was den Wunsch nach einer größeren Auswahl an Partnern noch verstärkt.
Angie hat sich entschieden, in Rühstädt zu bleiben und reagiert auf die vorherrschenden politischen Einstellungen, indem sie sich aktiv gegen die AfD engagiert. Ihre Erlebnisse und die von Lara zeigen deutlich, wie wichtig Bildung und soziale Offenheit für die Partnersuche sind. Beide Frauen sind auf der Suche nach Gleichgesinnten und kämpfen gegen die festgefahrenen Rollenbilder ihrer ländlichen Umgebung.