In Deutschland spitzt sich ein dramatischer Streit um eine Immobilie zu, die seit über 80 Jahren im Familienbesitz ist. Gabriele Lieske, 83 Jahre alt, und ihr Sohn Thomas, 59, stehen vor der drohenden Zwangsräumung aus ihrem Zuhause in Wandlitz, Brandenburg. Die Jewish Claims Conference (JCC), die als rechtlicher Nachfolger für jüdische Eigentümer nach dem Holocaust agiert, hat Anspruch auf das Grundstück erhoben. Diese Immobilie gehörte einst den jüdischen Frauen Alice Donat und Helene Lindenbaum, die das Haus 1932 erwarben und dort ein Kinderheim betrieben, bis sie 1943 und 1944 im Konzentrationslager ermordet wurden, wie die rbb24 berichtete.
Kampf um das Erbe
Felix Moegelin, der Großvater der Lieskes, erwarb das Anwesen 1939 unter Zwangsbedingungen. Der Kaufpreises von 21.500 Reichsmark gilt als „Zwangsverkauf“ im Sinne der nationalsozialistischen Gesetze, die jüdischen Bürgern vorschrieben, ihre Vermögenswerte zu liquidieren. Die Aussichten für die Familie sind düster, da ihnen von der JCC eine Zahlungsforderung in Höhe von etwa 100.000 Euro unterbreitet wurde, um im Haus wohnen zu dürfen. Thomas Lieske brachte seine Empörung über die Situation zum Ausdruck: "Wir haben hier generationsübergreifend gelebt, doch nun sind wir auf uns allein gestellt", und dieser sehnlich erhoffte Rückhalt vom deutschen Staat blieb aus, wie die Jewish Chronicle berichtete.
Im Jahr 2017 entschied eine Behörde bereits, dass das Haus restituiert werden müsse, ein Gericht bestätigte diese Entscheidung im September 2023. Trotz eines Angebots, das es der Familie ermöglicht hätte, bis zum Tod von Gabriele Lieske im Haus zu bleiben, lehnte die Familie das Angebot ab. Die Lieskes argumentieren vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, dass das Grundstück durch ein entgeltliches Geschäft übertragen wurde, was möglicherweise die Ansprüche der JCC aufhebeln könnte. Die Entscheidung des Gerichts wird für Mittwoch erwartet.