Die alarmierenden Zahlen zur häuslichen Gewalt in Deutschland rufen nach verstärkten Maßnahmen. Krystyna Orszulak, Expertin für Gewaltprävention, betont, dass viele Frauen oft nicht erkennen, dass sie Opfer von Gewalt sind. Gewalt äußert sich nicht nur in Schlägen, sondern umfasst auch psychische Unterdrückung und Kontrolle, die schwer zu identifizieren sind. Die gesellschaftliche Sensibilisierung zu diesen Themen ist unerlässlich, um den betroffenen Frauen Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten, so Orszulak in einem Interview mit rbb|24.
Die Bundesregierung hat auf die Notwendigkeit von Unterstützungsangeboten reagiert. In Deutschland stehen über 400 Frauenhäuser sowie mehr als 40 Schutzwohnungen für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder zur Verfügung. Zusätzlich bieten circa 750 Fachberatungsstellen Hilfe an. Für Männer, die Gewalt erfahren haben, gibt es ebenfalls Beratungsangebote, erklärt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist rund um die Uhr erreichbar und bietet Betroffenen eine anonyme Beratung, um schneller Hilfe in Anspruch nehmen zu können, wie in der Information des BMFSFJ ausgeführt wird.
Hilfe für Betroffene und Täter
Ein zentrales Anliegen ist auch die Unterstützung gewalttätiger Personen auf ihrem Weg zu gewaltfreierem Verhalten. Es gibt etablierte Programme, die Täter dazu anregen, sich mit ihrem Verhalten auseinanderzusetzen und gesunde Beziehungen zu gestalten. Das ist jedoch ein anspruchsvoller Prozess, der Kurzberatung sowie Langzeittherapien mit Gruppendynamik erfordert. Orszulak hebt hervor, dass sowohl die Hilfe für Betroffene als auch die Unterstützung für Täter wichtig sind, um Kreisläufe der Gewalt zu durchbrechen.
Durch Selbstverteidigungskurse können Frauen das Gefühl der Selbstwirksamkeit zurückgewinnen. In Frankfurt (Oder) sind solche Kurse sehr nachgefragt, da sie den Teilnehmerinnen das Gefühl geben, sich wehren und stärken zu können. Diese Unterstützung ist entscheidend in der Bekämpfung von häuslicher Gewalt und für die Förderung eines sichereren Umfelds für alle Beteiligten.
