In Berlin zeigt sich ein alarmierender Trend im Umgang mit Messerangriffen. Trotz eines leichten Rückgangs der insgesamt registrierten Messerangriffe in diesem Jahr, ist die Anzahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen gestiegen. Insgesamt wurden von Januar bis Ende Oktober 2024 in Berlin 2650 Messerangriffe registriert, darunter 1026 Bedrohungen und 826 Raubüberfälle, wie die Berliner Zeitung berichtet. Beunruhigend ist, dass die Statistiken belegen, dass bei versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten die Zahl der Taten gestiegen ist. So wurden in diesem Jahr 31 Mord- und Totschlagsfälle mit Messern verübt, ein Anstieg im Vergleich zu den 24 Fälle des Vorjahres.
Polizei unter Druck
Mit dem Anstieg der Messerangriffe geht auch ein Anstieg tödlicher Polizeischüsse einher. Laut einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur haben die Beamten in diesem Jahr bereits mehr Menschen erschossen als in den Vorjahren. Besonders alarmierend ist, dass die meisten Opfer in psychischen Ausnahmesituationen mit Messern bewaffnet waren. So kam es im August in kurzer Folge zu zwei tödlichen Einsätzen von Polizisten in Nordrhein-Westfalen, bei denen Messerträger erschossen wurden, die als Bedrohung wahrgenommen wurden. Die Regeln für den Schusswaffengebrauch sind in den Polizeigesetzen festgelegt: Ein Schuss darf nur erfolgen, um eine gegenwärtige Lebensgefahr abzuwenden, was deutlich macht, wie risikobehaftet der Umgang mit Messern ist und wie sofortige Entscheidungen der Polizei verlangt werden, wie die Rheinische Post erläutert.
Die Gewerkschaft der Polizei sieht sich in der Verantwortung, dass in Sekundenschnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, wenn mit Messern bedrohte Personen auftreten. Jochen Kopelke, der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, fordert mehr Trainingsmöglichkeiten, um im Umgang mit psychisch belasteten Menschen besser geschult zu werden. Auch Rafael Behr, ein Polizeiwissenschaftler, spricht sich für eine neue Herangehensweise in der Ausbildung von Polizisten aus, um Entscheidungen bei der Bedrohungslage differenzierter zu treffen. Der Einsatz von weniger tödlichen Mitteln wie Tasern könnte ein Weg sein, um die Notwendigkeit von tödlichem Waffeneinsatz zu verringern.