Eine dramatische Wende steht dem Feinkostladen Fassgold in Berlin bevor: Nach 16 erfolgreichen Jahren wird der beliebte Laden am 24. Dezember 2024 schließen. Die Inhaberin Ricarda Strehlow macht dafür den neu eingerichteten Kiezblock im Pankower Komponistenviertel verantwortlich. Diese Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung könnten zwar positive Absichten haben, doch sie haben massive negative Folgen für die umliegenden Geschäfte. Die Zufahrt wurde stark eingeschränkt, was die Kundenströme merklich verringert hat. „Ich bemerkte den Rückgang sofort und konnte meinen Umsatz nicht mehr aufrechterhalten“, erzählt Strehlow und berichtet von zahlreichen Kunden, die Schwierigkeiten hatten, den Laden zu erreichen. Die Geschäfte im Kiez leiden ebenso, wie Strehlow in Gesprächen mit anderen Gewerbetreibenden erfuhr.
Umsatzrückgang durch Verkehrsbeschränkungen
Die Schließung von Fassgold ist nicht nur eine persönliche Tragödie für die Inhaberin, sondern zeigt auch einen interessanten Trend im Einzelhandel auf. Wie derzeit diskutiert wird, ist die Verbindung zwischen der Verfügbarkeit von Parkplätzen und dem Umsatz nicht mehr so eindeutig, wie viele Einzelhändler glauben. Studien haben gezeigt, dass Geschäfte in verkehrsberuhigten Zonen oft höhere Umsätze verzeichnen können. So belegt eine Untersuchung in New York, dass weniger Autoverkehr durchaus zum Wachstum des Einzelhandels beiträgt. Die Diskrepanz zwischen den Annahmen der Gewerbetreibenden und der Realität wird immer deutlicher, besonders in urbanen Arealen, wo Fußgänger und Radfahrer zunehmend den Ton angeben. Laut einer Analyse hat der Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel jedoch nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt, sondern führt häufig auch zu einem Umsatzplus, so der Beitrag von WZB.
Strehlows Klagelieder sind ebenso die Stimmen vieler anderer Einzelhändler, die unter den Folgen der Parkplatzsituation leiden. In einem jüngsten Gespräch mit Stadtentwicklungsexperten wurde die Problematik diskutiert, doch konkrete Lösungsansätze blieben aus. Die Frustration über die Situation und die Auswirkungen des Kiezblocks werden von vielen Kunden und Anwohnern geteilt. „Wir haben das Gefühl, dass die Entscheidungsfindung nicht ausreichend die Realität vor Ort berücksichtigt“, merkt eine langjährige Kundin an und kritisiert, dass alte Denkmuster nicht mehr zu den aktuellen Bedürfnissen der Stadtbewohner passen. Diese Herausforderung zeigt die Kluft zwischen städtischer Planung und der tatsächlichen Nutzung durch die Bürger auf, und der Schicksalslauf von Fassgold steht symptomatisch für die komplexen Veränderungen im Berliner Einzelhandel.