Die Sicherheitslage im Berliner Einzelhandel spitzt sich zu. In einem beunruhigenden Vorfall wurden kürzlich zwei Wachmänner eines Sicherheitsdienstes in einem Berliner Geschäft während ihrer Schicht von Dieben überfallen und im Keller eingesperrt, wie Hussein Chahab von der Sicherheitsfirma Safe City berichtet. Obwohl Überfälle auf Wachleute selten sind, hat sich die Situation in den Geschäften dramatisch geändert. Die Ladendetektive der Firma sind im Dauereinsatz, da Diebstähle nicht nur häufig vorkommen, sondern auch in verschiedenen Bezirken unterschiedlich gelagert sind. In Neukölln wurden beispielsweise häufig Jugendliche beim Stehlen erwischt, während in bürgerlicheren Gegenden wie Zehlendorf vor allem obdachlose Drogenabhängige aktiv sind.
Zunahme der Ladendiebstähle
Die Diebstahlzahlen steigen rasant. Im Jahr 2023 wurde in Berlin eine Zunahme von 5.127 gemeldeten Ladendiebstählen verzeichnet, was einem Anstieg von über 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, so die Statistiken der Berliner Polizei. Auch deutschlandweit sind die Zahlen alarmierend: Die EHI Retail Untersuchung dokumentierte, dass die Gesamtzahl der Anzeigen wegen Ladendiebstahls 2023 auf 426.000 angestiegen ist. Laut EHI Retail ist ein Viertel der Ladendiebstähle auf professionelle Täter zurückzuführen, die mithilfe ausgeklügelter Methoden agieren.
Die steigende Zahl an Selbstbedienungskassen in deutschen Geschäften fördert ebenfalls das Diebstahlrisiko. Die EHI-Studie schätzt, dass an diesen Kassen bis zu 30 Prozent mehr Diebstähle verzeichnet werden. Während der Adventszeit nutzen Kriminelle gerne die hektischen Vorbereitungen der Feiertage aus, um unbemerkt Waren zu stehlen. Phillip Haverkamp, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, hebt hervor, dass die langsamen strafrechtlichen Verfahren dazu führen, dass Ladendiebe unbesorgt agieren können. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass es sich bei Ladendiebstahl um eine Bagatelle handelt“, fordert Haverkamp, während die Einzelhandelsbranche zunehmend unter dem Druck steigender Diebstahlzahlen leidet.
Diese gefährliche Situation ist nicht nur Resultat eines gestiegenen Diebstahls, sondern auch von Faktoren wie der Inflation und der Notwendigkeit, Kosten zu senken, wie die EHI-Aussagen nahelegen. Für 2023 wird ein Warenverlust von 4,1 Milliarden Euro dokumentiert, dessen Ursachen über herkömmliche Diebestaten hinausgehen. Kreative Kriminelle scheinen die Lücken im Einzelhandel clever auszunutzen, wobei die gesamten Präventionskosten sich direkt auf die Endkundenpreise auswirken. Dies verschärft die Problematik in einem ohnehin belasteten Markt.