Die Gedächtniskirche in Berlin bleibt schon seit neun Jahren eingerüstet, da es an Geld für die dringend benötigte Instandsetzung mangelt. Dies ist ein unhaltbarer Zustand, der von der Bundesregierung und der Stadt Berlin verursacht wird. Der Glockenturm der Kirche ist seit 2014 fast ununterbrochen von einem Baugerüst umgeben. Der Grund dafür sind defekte Betonwaben und farbige Gläser, die sich aus der Verankerung lösen und herabfallen könnten.
Die Fassade des Glockenturms besteht aus insgesamt 5152 Betondickgläsern, die für das schimmernde Erscheinungsbild der Kirche verantwortlich sind. Diese Gläser bestehen aus einer einzigartigen Mischung aus Glasstücken und Mörtel, die der Architekt Egon Eiermann erfunden hat. Der Denkmalschutz schreibt vor, dass alle 5152 Betondickgläser mit demselben einzigartigen Material ersetzt werden müssen. Zudem müssen sie in den speziellen Waschbeton integriert werden, der die Waben-Fassade des Glockenturms bildet.
Die Sanierungsarbeiten begannen im vergangenen Sommer dank einer Spende der „Wüstenrot Stiftung“. Im Rahmen dieser Musterinstandsetzung konnten bereits 25 Betondickgläser ersetzt werden. Um alle Gläser zu ersetzen, werden jedoch insgesamt sieben Millionen Euro benötigt. Sechs Millionen Euro sind bereits vorhanden, aber noch eine weitere Million muss durch Spenden aufgebracht werden.
Wenn genügend Geld zusammenkommt und der Glockenturm saniert wird, steht als nächstes das Hauptgebäude der Gedächtniskirche an, das mit denselben Problemen zu kämpfen hat. Dort sind etwa 5000 Betondickgläser zu ersetzen.
Die Konstruktion von Egon Eiermann war von Anfang an nicht besonders haltbar. Alle 15 Jahre mussten die Betonwaben saniert werden. Doch nun sind nicht nur die Waben, sondern auch die farbigen Fensterproblematisch. Die Gesamtkosten für die Sanierung der Gedächtniskirche, einschließlich der Erweiterung der Gedenkausstellung im Alten Turm, werden auf bis zu 40 Millionen Euro geschätzt. Die Bundesregierung beteiligt sich mit 17,5 Millionen Euro, der Berliner Senat mit 10,3 Millionen Euro. Die Evangelische Landeskirche und der Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf steuern jeweils eine Million Euro bei.
Die restliche Finanzierung ist jedoch noch offen, sodass es keinen Zeitplan für die Arbeiten gibt. Es ist unklar, wann die Instandsetzung abgeschlossen sein wird.
Es ist unwürdig für die Gedächtniskirche, dass sich diese Situation so lange hinzieht. In Berlin werden enorme Summen für diverse Bauprojekte ausgegeben, wie beispielsweise den Umbau der Komischen Oper für mindestens 478 Millionen Euro oder die Erweiterung des Bundeskanzleramtes für über 700 Millionen Euro. Aber für die Gedächtniskirche, eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, ist kein Geld vorhanden? Das kann nicht sein. Die Gedächtniskirche darf nicht dauerhaft eine Baustelle bleiben.
Die Leser werden abschließend dazu aufgefordert, ihre Meinung zu diesem Thema kundzutun und mit dem Autor in Kontakt zu treten.