Der Vorschlag des Berliner Grünen-Fraktionschefs Werner Graf, dass Autobesitzer, die ihr Auto abgeben, dafür drei Jahre lang das Deutschlandticket kostenlos erhalten sollen, stößt bei anderen Parteien auf Ablehnung. Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, begrüßt grundsätzlich jeden Vorstoß, der dazu beiträgt, Menschen vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umzustimmen. Allerdings handele es sich hierbei nicht um eine durchdachte Lösung. Schopf betont, dass ein Konzept zur Finanzierung des Deutschlandtickets fehle und der Verweis auf das geplante Berliner Sondervermögen Klimaschutz als Finanzierungsmodell nicht ausreiche. Stattdessen sollte man auf einen konsequenten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs setzen.
Auch Johannes Kraft, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, kritisiert den Vorschlag der Grünen. Er ist der Meinung, dass die Grünen mit ihrem Vorschlag die Realitäten ignorieren. Viele Menschen in Berlin seien auf das Auto angewiesen, da der öffentliche Nahverkehr am Stadtrand keine Alternative biete. Zudem hätten Menschen, die sich kein Auto leisten könnten, erneut das Nachsehen. Kraft fordert attraktivere Angebote im öffentlichen Nahverkehr, um den Umstieg zu ermöglichen.
Auch aus der Opposition kommt keine Unterstützung für den Vorschlag. Kristian Ronneburg, mobilitätspolitischer Sprecher der Berliner Linksfraktion, äußert sich verhalten zu dem Vorschlag. Angesichts eines bundesweit gültigen 49-Euro-Tickets und eines möglicherweise bald in Berlin nur 29 Euro kostenden „Deutschlandtickets“ hält er das Angebot für wenig überzeugend. Er bezweifelt, dass viele Autofahrer ihr Fahrzeug für ein solches Angebot abgeben würden. Ronneburg betont ebenfalls die Notwendigkeit eines Ausbaus von Bus und Bahn.
Der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Bareiß, äußert sich besonders deutlich. Er wirft den Grünen vor, gegen PKWs und Autofahrer zu kämpfen und jede noch so blödsinnige Idee willkommen zu heißen. Viele Menschen nutzen Bus und Bahn und sind dennoch froh, wenn sie für bestimmte Dinge ein Auto haben. Ein „entweder oder“ sei für viele Bürger nicht möglich.
Der Grünen-Fraktionschef Werner Graf sprach in einem Interview mit dem Tagesspiegel davon, dass der Trend zu immer weniger Autobesitz unterstützt werden müsse. Autobesitzer, die ihr Fahrzeug nachweislich abmelden, sollten dafür das Deutschlandticket drei Jahre lang kostenlos erhalten, als eine Art Klimabonus.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Vorschlag der Grünen Anklang findet und ob Alternativen zur Förderung des öffentlichen Nahverkehrs gefunden werden, um den Umstieg vom Auto zu erleichtern. Die Diskussion um die Finanzierung und konkrete Maßnahmen zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs werden dabei eine zentrale Rolle spielen.