Bevölkerungsentwicklung: Immer weniger Menschen aus EU-Ländern zieht es nach Berlin
Eine Auswertung der Zuwanderungszahlen zeigt, dass immer weniger Menschen aus der EU nach Berlin kommen. Deutschland und seine Hauptstadt werden allerdings immer attraktiver für Inder.
Berlin verzeichnet deutlich weniger Zuwanderung aus EU-Ländern als noch vor fünf Jahren. Das zeigen Daten des Amts für Statistik, die rbb|24 ausgewertet hat. Die Zahl der Zuwanderungen stieg demnach im vergangenen Jahr zwar wieder an im Vergleich zur Corona-Zeit, erreicht aber bei weitem nicht die Werte früherer Jahre.
2022 wuchs die Bevölkerung der Hauptstadt um rund 5.200 Menschen aus EU-Ländern, 2017 waren es noch über 15.000, 2018 immerhin noch rund 12.000. Seitdem sanken die Werte, schon vor der Pandemie – 2019 kamen nur noch 4.250 Menschen aus anderen EU-Staaten nach Deutschland. Errechnet wird jeweils eine Art Netto-Wert, also die Summe aus den neuen Zuzügen, abzüglich der Fortzüge von Menschen aus dem jeweiligen Land.
Immer mehr Menschen aus Indien kommen zum Studieren und Arbeiten
Auffällig viele neue Einwohner kommen aus Indien, rund 7.400 Menschen. Ein deutlicher Anstieg, der einen Trend fortsetzt: Schon seit einigen Jahren wächst diese Gruppe in Berlin, allerdings bislang nur um 2.000 bis 3.000 Zugezogene. Auch deutschlandweit hat sich die Zahl der Einwanderer aus Indien deutlich erhöht, im Vergleich zu 2018 hat sie sich mehr als verdoppelt.
Indische Staatsangehörige bilden inzwischen die zweitgrößte Gruppe ausländischer Studenten in Deutschland, die Beschäftigungsquote unter indischen Einwanderern ist hoch – in Berlin liegt sie bei rund 76 Prozent. Um weitere ausgebildete Fachkräfte nach Deutschland zu locken, hatte die Bundesregierung im Dezember ein „Migrations- und Mobilitätsabkommen“ mit Indien unterzeichnet. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) warb jüngst auf seiner Amtsreise zum G20-Ministertreffen in Indien offensiv um junge indische Facharbeiter [tagesschau.de].
Viele Menschen fliehen aus der Ukraine vor dem Krieg
Insgesamt sind trotz des Rückgangs der Zuwanderung aus EU-Staaten im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen nach Berlin gekommen als in den Vorjahren. Das liegt maßgeblich an den hohen Zahlen von Geflüchteten aus der Ukraine: Über 43.000 Menschen kamen im vergangenen Jahr von dort nach Berlin. Deutschlandweit waren es fast sogar eine Million.
Auch aus Russland wanderten deutlich mehr Menschen nach Berlin ein, fast 5.200. Das sind mehr als in den fünf vorhergegangenen Jahren zusammengerechnet. Auch dieser Trend ist in ganz Deutschland zu beobachten.
Quelle: rbb24 Inforadio, 03.08.2023, 10:50 Uhr